Das Rad der Zellaer Klostermühle

Kürzlich bei Erdarbeiten entdeckt – geschichtliche Erinnerungen, die sich daran knüpfen

Vor kurzem entdeckte man bei Erdarbeitten in Zella bei Mühlhausen das alte Rad der unmittelbar beim Kloster gelegenen früheren Mühle. Nahezu ein halbes Jahrhundert wusste niemand etwas über den Verbleib des ziemlich großen Mühlrades (oberschlächtiges Wasserrad). In der Radkuhle stehend, ist es bei Aufhebung des Mühlenbetriebes nach 1900 einfach zugeschüttet worden. Einige Radschaufeln des oberen Radbogens sind jetzt freigelegt worden. Im Übrigen dürfte es wohl weiterhin dem Verrottungsprozess in der Erde preisgegeben sein. Es wäre eine enorme, sich nicht mehr lohnende Arbeit, das gesamte riesige Rad freizugraben. Dieser Funde regte an, einmal Rückschau zu halten in die Geschichte dieser alten Zeugin aus den klösterlichen Tagen.

Nach Aussagen von mehreren alten Einwohnern des früheren Klosterdorfes Struth hat diese Mühle nur für den Eigenbedarf der nach der Säkularisation dort „herrschenden“ weltlichen Besitzer Lutterodt und Röbling (beides Mühlhäuser Kaufherren) gearbeitet. Erst recht ist es so zur Klosterzeit gewesen. Niemand weiß das Baujahr der Mühle, die gleich unterhalb des Kloster-Backhauses stand. Noch liegt der altersgraue, bemooste Mühlstein vor dem früheren Mühleneingang. In der steinernen Türeinfassung ist mehrfach das Zeichen „L“ (soll wohl Lutterodt heißen) zu sehen. Nach mündlicher Überlieferung des noch lebenden früheren Schuhmachermeisters P. Rödiger, Struth, war in den Jahren 1895 – 1919 der Mahl- und Schrotgang der Mühle noch betriebsfähig.

Die Mühle wurde angetrieben durch den Friedabach, welcher in Klosternähe entspringt. Nach Anlegung eines großen Mühlteiches leitete man das Bächlein im Durchfluss durch den Teich und mittels einer Schieberschleuse konnte so die Zufuhr des Wassers in das Mühlwehr reguliert werden. Ein noch erhaltener Betonsteg ermöglichte Reparaturen am Mühlrad.

Kurz vor 1930 benutzte der letzte Besitzer von Kloster Zella die Grundmauern des verfallenen Mühlenhauses und ließ darauf ein kleines Freibad errichten.

Aber auch ältere Nachrichten über diese Mühle sind uns überkommen. So berichtet Philipp Knieb in „Unser Eichsfeld“ (Jahrgang 1908) auf Seile 60 von einer früheren Äbtissin Barbara Jacobi (oder auch Jacobs). Sie war 1537 die einzige Conventualin des Klosters. Sie erhob Forderungen an die Klosterdörfer Effelder und Struth, die ihr vertraglich zugebilligt wurden.

Kraft dieses Vertrages trat die genannte Äbtissin die Gerichtsbartkeit über Effelder und Struth an den Kurfürsten ab, da sie „als eine geistliche und schwache Weibsperson wenig Gehorsam und Folge“ finde und „solche Dorfschaften, Holz und Gemarke an fremden Grenzen rühren, also leicht Verwicklungen mit den benachbarten Fürsten erfolgen könnten. Dagegen erhielt sie jährlich zu Martini 80 Malter Korn, 80 Malter Hafer, von jedem Hause daselbst 1/2 Schock Eier und von jedem der beiden Dörfer ein Fass Bier sowie die Hand- und Spanndienste, also die Frondienste. Auch verblieb ihr der ganze außerhalb der Fluren beider Dörfer gelegene Grundbesitz des Klosters, den sie bewirtschaften ließ, desgleichen der Wald, die Mühle und „alle Gefälle aus den anderen Ortschaften.“

Mit den „anderen Gefällen“ waren die beiden Schwestermühlen im Luttergrund zwischen Effelder und Großbartloff gemeint. Nach alten Aufzeichnungen aus dem Jahre 1615 brachte die heutige Klostermühle dem Kloster jährlich 40 Taler Pachtgeld ein. Sie wurde früher Mittelmühle genannt und wurde mit der früheren Obermühle (heute die Luttermühle) durch das Kloster mit Pächtern besetzt. Auch in der Klostermühle im Luttergrund schäumt heute noch das Mühlwehr, nur das Mühlrad steht untätig in seiner Kuhle.

Wo früher in dem schönen Friedagrund Fröner für das Kloster arbeiteten, verbringen heute, aller Sorgen und Nöte ledig, alte Leute ihren Lebensabend. Hier befindet sich eine Alters-Heimstätte des Evangelischen Hilfswerks.

Vinzenz Hoppe
(Quelle: „Eichsfelder Heimatborn“, Ausgabe vom 16. Juli 1965)