Bekennerbischof Dr. Konrad Martin

In einer der zahlreichen Kapellen, die den gewaltigen Raum des Paderborner Domes in selten schönem Kranz umschließen, hat ein Mann seine Ruhestätte bis zur Vollendung der Zeiten gefunden, dessen Name und dessen Andenken unvergesslich eingeprägt ist in tausend und abertausend Herzen: Bischof Konrad Martin. Sein Gedächtnis, sein Werk, sein Bekenntnis stehen noch immer in der ganzen Größe und Lebendigkeit in den Seelen seiner Diözesanen. Die Vorfahren erzählen kommenden Generationen von seinem großen Geist, von seiner unendlichen Liebe, von seiner Sorge, von seinem heldenhaften Glaubensbekenntnis. Und gerade auch uns Katholiken der Diaspora ist er besonders verbunden.

Konrad Martin ist geboren am 18. Mai 1812 zu Geismar im Eichsfeld als sechstes Kind des Ackerwirtes Johann Martin und seiner Ehefrau geb. Schuchardt. Es war eine echt christliche und tief vom Glauben durchdrungene Familie, in der er aufwuchs. Der Vater war mit klarem Verstände begabt, war heiter, gesprächig, gesellig, die Mutter war liebevoll und sorgsam, still und fromm. „Wie viele kindliche unschuldige häusliche Spiele, Unterhaltungen und Freuden verschafften sie uns“, so schreibt der Bischof von seinen Eltern in einem Erinnerungsbüchlein an seine Jugendzeit, „aber andererseits hielten sie unnachsichtlich und unnachgiebig auf Zucht und Ordnung“. Bei seinem Bruder erhielt der heranwachsende Knabe seinen ersten fremdsprachlichen Unterricht, studierte dann auf dem Gymnasium in Heiligenstadt und machte dort seine Reifeprüfung. Sein Universitätsstudium begann er in München. Zur weiteren Ausbildung in der orientalischen Sprache zog er nach Halle. Hier beschäftigte er sich auch mit der protestantischen Theologie. Gleichzeitig sah er auch die Not der Katholiken in der Diaspora, denn in Halle war zu der Zeit die einzige katholische Kirche im Regierungsbezirk Merseburg! Und wie arm war dieser gottesdienstliche Raum. Es war der Bodenraum einer Universitätsklinik, zu dem 36 Stufen einer engen Treppe hinaufführten. Hier wird auch in Konrad Martin die Liebe und Sorge für die Diaspora aufgegangen sein, die sich in seinen Bischofsjahren so tausendfältig und segensreich auswirkte.

In Münster promovierte Konrad Martin zum Dr. theol. Seiner ganzen Veranlagung und auch seinen Wünschen nach war ein theologisches Lehramt sein Ziel. So kam der junge Neupriester an die Rektoratsschule in Wipperfürth, wurde dann bald als Religionslehrer an das Marzellen-Gymnasium in Köln berufen. Hier wirkte er eine Reihe von Jahren hindurch ganz hervorragend. Im Herbst 1844 wurde er zum Direktor des theologischen Konviktes in Bonn ernannt. Bald wurde auch sein eigentlicher Wunsch, die Berufung in eine Professur, erfüllt. Er wurde schon nach kurzer Zeit zum Professor der Moral an die Universität Bonn berufen. Aber noch weit größere Ehrungen standen dem durch seine gelehrten Schriften schon in ganz Deutschland bekannt gewordenen Professor bevor. Am 29. Februar 1856 wurde Konrad Martin zum Bischof von Paderborn gewählt.

Eine gewaltige Arbeit hat er hier geleistet, hat sich besonders um den priesterlichen Nachwuchs bemüht, hat unermüdlich in Predigten und Hirtenbriefen, in neuen Verordnungen das ganze religiöse Leben der Diözese angefacht. Als zweiter Präsident des Bonifatiusvereines hat er dann in unermüdlichem Eifer geschafft. Von ihm stammt das Wort: „Die Unterstützung des Bonifatiusvereines ist die Hauptpflicht des katholischen Deutschlands.“

Schwer war sein Geschick im Kulturkampf. Unsägliches hat Bischof Konrad Martin gelitten, als er in unerschütterlicher Gradheit und Unerbittlichkeit den Weg ging, der ihm von Gott zu gehen geboten war, von seiner Verhaftung und Überführung in das Gefängnis zu Paderborn am 4. August 1874, bis zu seiner Überführung in die Festung Wesel im Januar 1875, seiner Flucht in einer Nacht im gleichen Monat aus der Festung Wesel im Januar 1875, seiner Flucht in einer Nacht im gleichen Monat aus der Festung nach Holland und von dort nach Belgien. Die letzten vier Lebensjahre hat er hier zugebracht. Am 18. Juli 1879 starb er. Seine Leiche wurde heimlich nach Paderborn geschafft, dann aber feierlich unter gewaltiger Teilnahme der Bevölkerung beigesetzt.

Obiit exul, „Er starb in der Verbannung“, so lesen wir erschüttert auf seinem Grabmal. Und in einem Fenster der Kapelle stehen die Worte seines Antwortschreibens auf die Aufforderung, sein Amt niederzulegen: „Der römisch-katholischen Kirche gehörte meine Jugend und mein Mannesalter. Ihr wird auch mein Greisenalter gehören, solange mir Gott das Leben fristen wird. Alles werde ich für sie opfern, wenn es sein soll, auch meinen letzten Blutstropfen.“

Autor: unbekannt
(Quelle: „Eichsfelder Heimatstimmen“, Mai-Ausgabe 1972)