Kloster Zelle

Kloster Zelle, auch Friedenspring genannt, Bened. Ordens, ist unter den Frauen-Klöstern das älteste, vielleicht noch älter als Gerode und Steine. Alle Kloster-Urkunden sind 1649 zu Mühlhausen im Zellischen Hofe, wo man sie während des 30jährigen Kriegs niedergelegt hatte, ein Raub der Flammen geworden. Daher kann weder die Zeit der Stiftung, noch der Stifter angegeben werden. Die alten geistlichen Jungfrauen erzählten den Jüngern, ein gewisser Herr von Tastan, aus einem ansehnlichen Geschlechte, der aber das unrühmliche Handwerk eines Räubers getrieben hätte, sey ihr Stifter gewesen. Er soll sich über dem Kloster in einer Felsenhöhle, das Altvaters-Loch genannt, aufgehalten, und sein Leben in strenger Buße zugebracht haben. Diese Erzählung hat das deutliche Gepräge von einer Fabel. Denn weder auf dem Eichsfelde, noch in Thüringen hat es je eine Familie von Tastan gegeben. Dann ist es unglaublich, daß jemand in gedachter Felsenhöhle zur Winterszeit, ohne zu erfrieren, habe wohnen können. Wenn damahls ein Großer Buße thun wollte, der ging lieber in ein Kloster, und lebte darin nach der Ordensregel, unter dem Namen eines Conversen.

Johann Wolf
(Quelle: „Eichsfeldische Kirchengeschichte mit 134 Urkunden“. Göttingen, 1816)