Johann Wolf, der Geschichtsschreiber des Eichsfeldes

Am 19. Juli 1743 wurde in Kreuzebra Johann Wolf, der spätere Geschichtsschreiber des Eichsfeldes, als Sohn des Tuchhändlers Sebastian Wolf geboren. Seit Juli 1752 besuchte er die Elementarschule bei der Ägidienkirche, seit Ostern 1753 die Jesuitenschule in Heiligenstadt.

Am 14. September 1759 trat er als Novize ins Jesuitenkollegium ein. 1762 wurde er Lehrer der Grammatik in der elsässischen Jesuitenanstalt in Hagenau, 1764 in Molzheim, wo er auch die Aufsicht im Konfikt hatte. Die Aufhebung des Ordens in Frankreich rief ihn 1765 an den Rhein zurück. Gegen Ende des folgenden Jahres vom Professor der Physik Georg Wiesner zum Magister der Philosophie promoviert, bezog er die Universität Würzburg zum vierjährigen Studium der Theologie.

Im dritten Jahre, am 27. August 1769, empfing er die Priesterweihe und las am 3. September seine erste Messe. Am 30. August 1770 bestand er eine Disputation, in der er „seine gründliche Wissenschaft und vorzügliche Gewandheit“ beurkundete. Nun wurde er Lehrer am Gymnasium in Heiligenstadt, wo er bis 1773 die dritte, vierte und fünfte Klasse nacheinander unterrichtete. Nach Aufhebung des Ordens 1773 in Heiligenstadt wirkte er als Weltpriester bis 1785 am Gymnasium weiter.

Anfang Februar desselben Jahres trat er das ihm vom Kurfürsten Friedrich Karl Josef verliehene Kanonikat am Petersstift in Nörten an. Die westfälische Regierung hob später das Stift auf, Wolf aber erhielt eine Pension, die ihn vor Sorgen bewahrte. Er starb in Nörten am 23. April 1926 mit 82 Jahren und wurde auch dort beerdigt. Seine Tätigkeit als Geschichtsforscher hat er vermutlich im Jahre 1780 begonnen, als er in den Ferien von Heiligenstadt nach Mainz reiste, um im Landesarchiv und im Archiv des Domkapitels eichsfeldische Urkunden zu studieren.

Aber erst in Nörten gewann er Zeit, sich seinen Forschungen zu widmen und er lebte sich allmählich so in sie hinein, dass er auf die Fragen seiner Freunde, was es Neues gäbe, antwortete „er wisse nur Altes“. Eifrig durchsuchte er die Eichsfeldischen Archive in Städten und Ämtern, Klöstern und adeligen Höfen. Urkunden, Chroniken, Münzen, Inschriften, jeder Überrest und jede Notiz, die er erreichen konnte, prüfte und sammelte er.

So trug er den Stoff zu seinen Schriften zusammen, die in den Jahren 1792 bis 1824 erschienen sind. Die wichtigsten sind die „Politische“ und die „Kirchengeschichte“ des Eichsfeldes (1792/93 und 1816), ihre Ergänzung, die Einzelschriften über Heiligenstadt (1800), Duderstadt (1803), den Hülfensberg (1808), Dingelstädt (1812), Gieboldehausen (1813), Lindau (1813), Das Gymnasium (1813), Worbis (1818), die Archidiakonate von Heiligenstadt (1809) und Nörten (1810) und andere. Die Zahl aller seiner Schriften beträgt gegen 35 Stück.

Um Wolfs bleibende Verdienste recht zu würdigen, muss man sich vor Augen halten, dass er einen völlig unbeschrittenen Weg ging. Keinerlei Vorarbeit, abgesehen von wenigem in „Gudenus‘ mainzischem Urkundenbuch“, waren vorhanden. Das ganze Material musste er selbst mühsam Zusammentragen, sich dann in anstrengender Arbeit die nötigen Kenntnisse erwerben, um es schließlich zu verarbeiten.

Unermüdlich hat Wolf bis zu seinem Tode an seinen geliebten Forschungen gearbeitet. Noch 1825 kündigte er die Herausgabe des zweiten Teiles seiner „Eichsfeldia docta“ an. Die Handexemplare seiner Werke versah er laufend mit ergänzenden Zusätzen und Verbesserungen. Erst der Tod nahm ihm vor nunmehr 130 Jahren die Feder aus der Hand.   

Egon Grohmann
(Quelle: „Die Eischfelder Pforte“, November 1956, Jahrgang 2, Originaltitel des Aufsatzes: „Vor 130 Jahren starb Johann Wolf, der Geschichtsschreiber des Eichsfeldes“)