Entwicklungen in Lengenfeld
Die Idee eines ländlichen Einkaufszentrums
Ein Gespräch mit Dr. Eberhard Scharf
LE: In den letzten Wochen des vergangenen Jahres hat sich in Lengenfeld herumgesprochen, dass eventuell eine neue Einkaufsmöglichkeit entstehen soll. Wie ist der Stand?
Tatsächlich gab und gibt es die Idee, im Bereich der „alten BHG“, also neben der Arztpraxis und der VRBank, für Lengenfeld ein ländliches Einkaufszentrum zu schaffen. Dazu wurde mit einzelnen Gewerbetreibenden des Ortes und mit den Eigentümern gesprochen.
LE: Wie kam es zu dieser doch überraschenden Idee?
So überraschend ist diese Idee sicher nicht. Von den Eigentümern, der Fam. Fiege und Frau Martina Fiege-Gebhardt, wurde vor Jahren schon einmal der Gedanke verfolgt in diesem Bereich einen Einkaufsmarkt zu etablieren. Dies scheiterte jedoch hauptsächlich daran, dass potentielle Marktbetreiber nicht auf die Sortimente Backwaren und Fleisch, die ja im Ort an anderer Stelle vorhanden sind, verzichten wollten. Neu ist aber der Gedanke, verschiedene Einkaufmöglichkeiten in einem ländlichen Einlaufszentrum zu vereinen. Dabei sollten bevorzugt die bereits ortsansässigen Verkaufseinrichtungen berücksichtigt und in einem zentralen Markt zusammengefasst werden. Die Grundidee ging davon aus, dass es möglich sein könnte an dieser Stelle einen Lebensmittelmarkt, einen Backshop mit Imbiss/Kaffee, einen Blumen- und Geschenkeshop, eine Filiale der Sparkasse und eine Apotheke zusammenzufassen.
LE Das klingt ja sehr interessant und vielversprechend. Allerdings handelt es sich dabei ausschließlich um Geschäfte, die ja im Ort bereits vorhanden sind.
Ja. Aus diesem Grund wurden natürlich die Betreiber der Geschäfte im Ort direkt angesprochen um diesen die Gelegenheit zu geben, selbst im neuen Einkaufszentrum präsent zu sein. Ausnahme war die Apotheke, denn es gab ab September deutliche Hinweise darauf, dass die Apotheke in Lengenfeld geschlossen oder zumindest verkauft werden sollte. Entsprechende Äußerungen und das gezielte Auftreten einer möglichen Käuferin aus Mühlhausen in Lengenfeld haben zu diesen Vermutungen geführt.
LE: Aha. Das erklärt dann wohl auch Ihr persönliches Engagement in dieser Sache.
Ja, im Wesentlichen. Es ist sicher richtig, dass die Unklarheit um die Josef-Apotheke mich dazu veranlasst hat, über die Gründung einer Filiale der Eichsfeld-Apotheke in Lengenfeld nachzudenken. Dies sollte aber nur dann erfolgen, wenn Herr Graune seine Apotheke selbst nicht weiter betreiben würde. Leider und für mich völlig unverständlich gab es trotz direkter Nachfrage zunächst keine klare Aussage und Rückinformation zu diesem Thema an mich. Miteinander reden, wäre hier sicher sinnvoll gewesen. Die Unsicherheit blieb also, zumal die Gerüchteküche eine mögliche Schließung bereits zum 31.12.2011 verkündete. Um die neue Apotheke langfristig zu etablieren und zukunftsfähig zu machen war dann natürlich auch die
Überlegung konsequent, einen besseren Standort zu suchen und diesen mit weiteren Geschäften zu verbessern. Da war die ehemalige „BHG“ als Standort sicher eine gute Überlegung. Die Vorteile für eine Apotheke liegen auf der Hand. Darum habe ich die Initiative ergriffen und diesbezüglich mit den Eigentümern und möglichen weiteren Interessenten gesprochen, um möglichst kurzfristig handeln zu können. Zwischenzeitlich wurde ja der Weiterbestand der Josef-Apotheke in Lengenfeld erklärt. Damit hat sich natürlich die mögliche Filialgründung trotz des deutlich besseren Standortes erübrigt, denn eine konkurrierende Apotheke in Lengenfeld lag nie in meiner Absicht auch wenn das heute gelegentlich so dargestellt wird.
LE: Wäre es denn nicht sinnvoll, die Apotheke trotzdem an den neuen Standort zu verlegen?
Aus meiner Sicht sicher. Der Standort neben der Arztpraxis und an der Hauptstraße ist sicher kundenfreundlicher und zukunftssicherer. Diese Entscheidung muss nun aber Herr Graune für seine Apotheke selbst treffen. Aus diesem Grund wurde er in die Gespräche zum Einkaufszentrum mit einbezogen, hat aber hierbei bisher kein Interesse bekundet.
LE: Wie ist nun der derzeitige Stand und wie soll es weitergehen?
Wie bereits mitgeteilt, wurden Gespräche mit einzelnen Gewerbetreibenden geführt. Die Ortschaft Lengenfeld unterm Stein und die neue Landgemeinde Südeichsfeld unterstützen das Projekt und sind bereit, jede mögliche Hilfe dazuzugeben. Gesprochen wurde bisher mit den Inhabern/Betreibern des Edeka-Marktes Nörenberg, der Bäckerei Hardegen, der Blumenquelle, der Josef-Apotheke und der Sparkasse Unstrut-Hainich. Am 19.12.2011 gab es ein Treffen der angesprochenen Interessenten mit den Eigentümern und der Gemeinde. Leider war dies nicht so sehr erfolgreich, da außer bei der Sparkasse zunächst nur wenig oder kein Interesse zu verzeichnen war.
LE: Das klingt ja gar nicht so erfreulich.
Ja, wirklich schade. Es kann durchaus der Eindruck entstehen, dass von den bisher beteiligten Geschäften vordergründig nur die Risiken gesehen, und die sich bietenden Chancen für neue Geschäftspotentiale und Synergieeffekte an solch einem gemeinsamen Standort weitgehend außer Acht gelassen werden. So verfügen z. B. einzelne Geschäfte im Ort nicht über geeignete Parkmöglichkeiten, die an diesem neuen Standort ausreichend vorhanden bzw. zu schaffen wären. Die Eigentümer sind bereit, einen solchen Bau kurzfristig umzusetzen, benötigen dazu aber verständlicherweise auch die Sicherheit, dass sich die baulichen Investitionen dann auch rechnen. Mietverträge müssten also vorab schon vereinbart werden. Für die Geschäfte steht die Frage im Vordergrund, ob sich die dann anfallende Mieten und weitere Kosten auch in einem entsprechenden Umsatzzuwachs wiederfinden, ob also das neue Konzept dann auch von den Kunden angenommen wird. Aus Sicht der Gemeinde und der Bürger besteht die Gefahr, dass eine sich bietende Chance zur Verbesserung unserer Infrastruktur nicht genutzt wird. Das wäre dann mehr als bedauerlich.
LE: Wie kann es denn nun weitergehen?
Zum Resignieren ist es sicher noch zu früh. Aber mit der Absage der angesprochenen ortsansässigen Geschäfte besteht nun natürlich auch die Möglichkeit, dass ortsfremde Interessenten in das Projekt einsteigen. Dies war/ist eigentlich so nicht gewollt, aber unter Umständen eine logische Konsequenz der entstandenen Situation. Alle Beteiligten, und damit meine ich sowohl die Eigentümer als auch ganz besonders die möglichen Interessenten, sollten sich noch einmal genau überlegen, wie das Projekt ausgehend vom erreichten Stand doch noch sinnvoll umgesetzt werden kann. Ideen sind durchaus gefragt. Neue Interessenten können sich auch gern melden. Mögliche Ansprechpartner sind sicherlich die Eigentümer, Vertreter der Gemeinde oder auch meine Person. Durch den Wegfall der Gründung einer eigenen Apothekenfiliale bin ich selbst ja eigentlich nicht mehr am Projekt beteiligt. Da ich aber von Anfang an dabei war und auch die ersten Gespräche geführt habe, stelle ich mich vorerst auch noch weiter als Ansprechpartner zur Verfügung. Dies geschieht völlig uneigennützig und ohne eigenen geschäftlichen Hintergrund aber in der festen Überzeugung, dass solch ein ländliches Einkaufszentrum für Lengenfeld wichtig und zukunftsweisend ist. Diese Auffassung wird sowohl von der Ortschaft Lengenfeld unterm Stein als auch von der Landgemeinde Südeichsfeld mit getragen. Ihre Vertreter haben jede mögliche Unterstützung zugesagt.
LE: Danke für die umfassenden Informationen.