Einladung zur Gründung des Geschichts- und Heimatvereins Kanonenbahnmuseum Hagemühle e.V.
Unsere Zeit ist schnelllebig und sie vergisst schnell. Die tägliche Informationsflut ist gigantisch und sie überfordert immer mehr Menschen. Weil die Gegenwart alles absorbiert, bleibt nur noch wenig Zeit, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Mir ist jedoch die Beschäftigung mit der Vergangenheit wichtig, weil der Strom der Vergangenheit, wenn auch scheinbar unsichtbar, durch unser aller Leben fließt. Diesem Strom der Vergangenheit in unserem Leben nachzuspüren, sehe ich als eine wichtige Aufgabe in der Erziehung und Bildung von jungen Menschen, aber auch von Erwachsenen an. Die Vergangenheit manifestiert sich aber nicht nur in der nationalen Geschichte sondern auch in der Heimatgeschichte. Diese Geschichte geht in Lengenfeld unterm Stein nachweisbar bis ins 11. Jahrhundert zurück und ist eng verbunden mit dem Bau der Burg Steyn, dem späteren Bischofstein. Bis heute wirkt diese Geschichte nach, denn das Gymnasium Lengenfeld unterm Stein besuchen alle Kinder der Umgebung, deren Dörfer früher einmal zum „Amt Bischofstein“ gehört haben. Dies ist nur ein Beispiel für das Fortwirken der Geschichte bis in die Gegenwart.
Mit dem Bau der Kanonenbahn und deren Fertigstellung im Jahr 1880 öffnete sich für die Südeichsfelder das Tor zur Welt. Dieser Umstand brachte es beispielsweise 1908 mit sich, das aus dem ehemaligen Sitz des Amtes Bischofstein, dem Schloss Bischofstein (1747/48 an dem jetzigen Standort neu errichtet), eine private Internatsschule Schloss Bischofstein wurde, die für junge Männer aus dem ganzen damaligen Deutschen Reich und so genannten Auslandsdeutschen besucht werden konnte.
Eine Blütezeit für den Ort Lengenfeld unterm Stein begann. Mit der Übernahme der Macht durch die Nazis 1933 war sie dann aber auch bald wieder an ihrem Ende angekommen. 1945 wurde das Tor zur Welt wieder geschlossen und das Landerziehungsheim auch. Zwar hörte die Geschichte an dieser Stelle nicht auf, aber sie fand bis 1989 unter sehr begrenzten Bedingungen statt. Begrenzungen, zumindest in schöpferischer Hinsicht, sind jedoch in aller Regel nicht geeignet, das Streben der Menschen nach Freiheit zu befriedigen. So erzwang das „DDR-Volk“ 1989 die Abschaffung der Begrenzungen und das Tor zur Welt öffnete sich wieder.
Die Folgen des 1933 vom deutschen Volk eingeschlagenen Weges sind für uns bis zum heutigen Tage noch spürbar und für viele mit leidvollen Erfahrungen und Erinnerungen verbunden. Viele Eichsfelder haben den Diktatoren durch ihr besonders ausgeprägtes Heimatgefühl und ihren katholischen Glauben widerstanden und wenn wir von tiefen Heimatgefühlen sprechen, dann müssen wir an erster Stelle unseren Dichter des Eichsfeldliedes, Hermann Iseke, nennen, der dieses Heimatgefühl der Eichsfelder wie kaum ein anderer dichterisch zum Ausdruck gebracht hat. Deshalb gebührt ihm auf alle Zeit ein besonderer Platz in unserer Erinnerung. Doch Erinnerungen finden nicht im luftleeren Raum statt, sondern sie benötigen einen Ort, an dem man sich erinnern kann. Die Kanonenbahn im Eichsfeld war für mich schließlich der geeignete Aufhänger, um auf das Leben der Menschen rechts und links der Kanonenbahnstrecke aufmerksam zu machen und sie in ihrer Bedeutung für die Entwicklung der Wirtschaft und der Kultur unserer Region zu würdigen.
Mit der Gründung des Heimat- und Geschichtsvereins Kanonenbahnmuseum Hagemühle e.V. möchte ich allen interessierten Zeitgenossen eine Plattform bieten, sich dieser Erinnerungsarbeit zu stellen und sie für ein möglich breites Publikum erlebbar zu machen.
Die Themen, mit den wir uns konkret beschäftigen wollen, seien hier noch einmal kurz genannt.
Sie finden Sie auch auf unserem Internetportal wieder:
- Die Geschichte der Kanonenbahn zwischen Berlin – Koblenz und Metz, speziell aber im Eichsfeld und dem Werra-Meißner-Kreis
- Die Geschichte des Bischofsteins
- Die Geschichte der Burgen, Klöster, Schlösser, Mühlen und Herrensitze entlang der Eichsfelder Kanonenbahn
- Die Geschichte der Textilindustrie im Südeichsfeld
- Die Geschichte des 2. Weltkriegs im Südeichsfeld
- Das Leben auf dem Dorf im 20. Jahrhundert
- Hermann Iseke – im Dienste Gottes und des Kaisers
Aus Anlass der 155. Wiederkehr des Geburtstages von Hermann Iseke am 9. März 2011 findet die Vereinsgründung am Samstag, dem 12. März 2011 um 14.30 Uhr in der Hagemühle in Lengenfeld unterm Stein statt. Bei Interesse kommen Sie an besagtem Tag in die Hagemühle. Ich habe auch nichts dagegen, wenn sie sich vorher telefonisch kurz bei mir melden. Telefon 036027-70096.
Informationen finden Sie auch auf unserer Internetseite unter www.kanonenbahnmuseum.de
Bernward Seipel