Über 1000 Kilometer mit dem Fahrrad auf den Spuren der Kanonenbahn!

Die ersten ca. 350 km hatten wir ja im Frühjahr vorigen Jahres mit der Fahrt von Berlin-Charlottenburg bis L.u.St. bereits abgeradelt. Nun sollte der Lückenschluss nach Metz folgen.

Da wir uns nicht sicher waren die Strecke auf einen Ritt zu schaffen, änderten wir kurzfristig die Fahrtrichtung. Dies erwies sich als vorteilhaft, denn zunächst fuhren wir „bequem“ im 6er Liegewagen von Göttingen nach Metz, ohne aber umzusteigen zu müssen. Dies ist mit Fahrrädern günstig und außerdem hatten wir die Schlechtwetterfront per Zug durchfahren.

So trafen wir nach 6 Stunden Zugfahrt am Sonntag vor Fronleichnam kurz nach 6:00 Uhr in Metz ein. Nachdem wir unsere Fahrräder gepackt (Peter 17 kg, Elke 13 kg) uns mit einem Kaffee gestärkt hatten und nach einer kurzen Altstadtbesichtigung begaben wir uns auf die Suche nach dem Radweg. Ohne Französisch -Kenntnisse und am frühen Sonntagmorgen gar nicht so einfach, aber nach ein paar Irrfahrten hatten wir die Mosel im Visier und folgten ihr auf, zu dieser Zeit wenig befahrenen Straßen, bis Thionville. Ab hier konnten wir auf dem schönen Moselradweg (D1) direkt am Fluss weiterfahren. Vorbei am Atomkraftwerk Cattenom mit seinen großen Kühltürmen erreichten wir am Dreiländereck (Frankreich-Deutschland-Luxemburg) bereits „heimischen Boden“. Nach einer Kaffeepause und einer kurzen Regenschauer (übrigens die einzige der ganzen Tour) legten wir uns noch einmal in die Pedalen um das flache Terrain auszunutzen. In Conz, am Zusammenfluss von Saar und Mosel, kurz vor Trier fanden wir nach gut 110 km unser erstes Quartier.

Pünktlich 9:00 Uhr starteten wir am Montagmorgen bei kühlem, aber trockenem Wetter zu unserer zweiten Etappe. Große Besichtigungen waren bei dem geplanten Pensum nicht möglich, so dass wir Trier schnell hinter uns ließen. Ab der Höhe Kenn/Ehrang folgten wir weiter dem Moselradweg. Die Eisenbahntrasse verläuft hier aber etwas nördlicher, auch durch den einen oder anderen Tunnel. So manches Moselörtchen mit seinen vielen Weingütern und Straßenwirtschaften passierten wir im Laufe des Tages. Zu den bekanntesten zählen sicherlich Leiwen, Piewsport, Bernkastel-Kues, Zeitingen und Traben-Trabach. In Zell, dem Ort der schwarzen Katze bezogen wir endlich nach straffen 120 km unsere Unterkunft auf einem Weingut. Das der Wein am Abend dann besonders gut schmeckt, sei nur am Rande erwähnt. In Zell stießen wir auf einen Hinweis „Kanonenbahn“, dies ist ein Kulturwanderweg entlang der Eisenbahntrasse von Bullay nach Reil. Über die abgebaute Strecke des „Saufbähnchens“ kann man dann über Zell zurück nach Bullay laufen!

Dort trafen auch wir am nächsten Morgen wieder auf unsere Kanonenbahn und bestaunten die erste deutsche Doppelbrücke für Straße und Bahn. Weiter ging es durch Cochem bis Moselkern, wo wir einen Blick auf die Burg Bischofstein, eine Nachbarburg der bekannteren Burg Elz, warfen. Der vertraute Name klang gut, so mal sich das eine oder andere Körperteil langsam bemerkbar machte. Aber wir mussten weiter und erreichten am Nachmittag das Deutsche Eck in Koblenz, welches zurzeit eine riesige Baustelle für die Bundesgartenschau 2011 ist. Nach einer Kaffeepause hieß es: ein paar Kilometer gehen noch. So ließen wir den tiefsten Punkt unserer Tour hinter uns und folgten dem Rhein bis zur Lahnmündung in Lahnstein und wieder waren 100 km geschafft!

Ab Mittwoch ging es nun auf dem Lahnradweg weiter Richtung Heimat. Nach den verschlafenen Kurort Bad Ems und Nassau folgte ein erster Anstieg zum Kloster Arnstein. In Laurenburg fehlen 6 km Radweg und es wird empfohlen den Zug für dieses Stück zu nutzen oder man fährt eine weitere Bergetappe. Zu dieser fühlten wir uns sogleich berufen und kraxelten die nächsten km bergan (von ca.100 m auf über 300 m). Trotz der rasanten Abfahrt hatte dieses Stück uns einige Körner gekostet. Zurück an Bahn und Lahn fuhren wir noch durch Dietz, Limburg und Runkel bevor wir in einem Gasthof in Aumenau die Tour für diesen Tag schon nach 90 km beendeten.

Ein wenig erholt starteten wir am nächsten Morgen bei immer besser werdendem Wetter. Ein herrliches Gefühl in aller Frühe an der verschlafenen Lahn entlang zu radeln und das Treiben auf den Campingplätzen und die vielen Kanugruppen zu beobachten. So kamen wir schnell über Weilburg, dem bekannten Selters und Solms nach Wetzlar. Richtung Gießen ging es dann zum Teil auf der Straße weiter. Über Lollar erreichten wir am frühen Nachmittag Marburg. Hier stellten wir fest, dass wegen des Hessentages in Stadtallendorf Übernachtungsmöglichkeiten knapp sind und eine Weiterfahrt riskant wäre. Da wir auch nicht zurück fahren wollten quartierten wir uns nach 90 km in einer noblen Herberge ein und nutzten die freie Zeit für einen Bummel durch die Marburger Altstadt.

Am Freitagmorgen brachen wir etwas früher als gewohnt auf um dem Trubel des Hessentages zu umgehen. Bis Cölbe folgten wir noch der Lahn und bogen dann auf den Hessenradweg R2 der an der Ohm entlang über Kirchhain, Stadtallendorf nach Neustadt führte. Auf diesem Wegstück mussten wir eine größere Bahntrasse, die durch Schranken gesichert waren passieren. Dafür benutzte man eine Sprechanlage und die freundliche Dame von der Bahn öffnete uns die Schranken! Die nächsten 10 km bis Treysa mussten wir dann wieder auf der Straße fahren, da auch hier noch kein Radweg existiert. Dann ging es weiter auf dem Schwalm-Efze-Weg über Frielendorf nach Homberg (Efze). Dieses Stück der Kanonenbahn wurde schon vor Jahren zurückgebaut, aber der Bahndamm und seine Durchlässe sind an der einen oder anderen Stelle noch erkennbar. Da diese Gegend touristisch auch nicht allzu sehr erschlossen ist gestaltete sich die Quartiersuche auch etwas schwieriger. So kam es, das wir unsere letzte Unterkunft im alten Postamt in Altmorschen etwas abseits der Trasse nach wieder 100 gefahrenen Kilometern bezogen.

Die letzte Etappe begann mit einem Anstieg nach Spangenberg. Richtung Waldkappel ging es noch einmal richtig hoch auf die Petershöhe ( 400m ) und von hier rollte es dann fast von alleine nach Wehretal, Eschwege, Schwebda bis nach Geismar. Hier ließen wir es uns nicht nehmen, auf dem Bahndamm bis nach Lengenfeld zu radeln. Am Samstag 14:00 trafen wir am Bahnhof ein und ließen uns zunächst ein kaltes Radler schmecken, bevor wir auch noch den leckeren Kuchen bei einer Tasse Kaffee probierten.

Nach rund 700 km ( ca. 100 km länger als die Bahntrasse ) und durchschnittlich 7 Stunden reine Fahrzeit an 7 Tagen waren wir froh und glücklich wieder zu Hause zu sein.

Ein Kanonenbahnradweg von Metz über Koblenz – Lengenfeld unterm Stein nach Berlin ist durchaus vorstellbar. Doch sollte man allein für die Strecke von Metz nach L.u.St. gut 14 Tage einplanen um auch die eine oder andere der vielen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen oder auch nur eine der vielen hübschen Lokalitäten besonders an Mosel und Lahn zu besuchen oder aber ganz entspannt zu radeln und wenn gewisse Körperpartien zwicken einfach anzuhalten und Pause zu machen!