„Weihnachtsgeschichten eines Jahrhunderts“ Anneliese Blacha stell in Heiligenstadt ihr neues Buch vor
Dass es auf Weihnachten zu geht, merkt man daran, dass die Tage kürzer werden. Es ist die Zeit, in der man es sich in der warmen Stube gemütlich macht. Ein warmer Kakao mit Gebäck und … ja, was eigentlich? Fernseher? Computer? Weit gefehlt: Geschichten erzählen heißt es diesen Winter. Denn es gibt ein neues Buch von Anneliese Blacha, das sie am 5. November im Rahmen einer Lesung im Heiligenstädter Alten Rathaus vorstellte. „Weihnachtsgeschichten eines Jahrhunderts“ heißt es und ist ab sofort erhältlich. In unserer Gemeinde hat das Stöberstübchen einige Exemplare vorrätig.
Vor ca. 50 Gästen plauderte Frau Blacha aus dem Nähkästchen. Schon mit 13 Jahren begann sie Geschichten zu sammeln. Ihr Vater, unser Kirchenmaler Joseph Richwien (1912-1992), gab hierzu den Anstoß. Die Geschichten hörte sie meist von ihrer Mutter oder anderen Leuten, einige hat sie sich aber auch selbst ausgedacht oder sogar erlebt und festgehalten. Wie die Geschichte vom heiligen Antonius, der ihr einmal als Achtjährige half, ein im Schnee verlorenes Halskettchen wiederzufinden. Auch sie ist im Buch enthalten.
Später zog sie von Lengenfeld nach Ferna, wurde Restauratorin und hatte für das Geschichtensammeln keine Zeit mehr. Erst im Alter wurde dieses Interesse wieder geweckt. Das nun erschienene Buch ist ihr zweiter Geschichtenband, nach den 2005 erschienenen und mittlerweile vergriffenen „Spinnstubengeschichten“, dessen Titelbild übrigens, wie sie sagte, ein Selbstporträt der Geschichtensammlerin und Malerin ist, die fünf vor zwölf in Eichsfelder Tracht die Geschichten festhält. Das Bild für den Umschlag malte sie natürlich auch dieses Mal wieder selbst. Frau Blacha erzählte sogar, dass sie sich, noch einmal vor die Wahl zwischen Restauratorin oder Malerin gestellt, wahrscheinlich gleich (und nicht erst im Rentenalter) für das Malen entscheiden würde.
Das Buch selbst ist, wie der Titel verheißt, ein Streifzug durch die Geschichte des Weihnachtsfests im Eichsfeld. Auch wenn die Geschehnisse oft nicht auf realen Personen beruhen, so versichert Frau Blacha aber, dass die Lebensumstände im Eichsfeld, sei es nach dem Krieg, in der DDR oder heute, nach bester Erinnerung authentisch wiedergegeben wurden. Sie hat sogar alte Backrezepte studiert, um etwa ein noch besseres Bild von der damaligen Ernährung zu bekommen. Dass dies stimmt, konnte man am zustimmenden Nicken der Älteren während der Lesung sehen. Beim Zuhören wurde einem bewusst, wie sehr sich doch die Zeiten in den letzten hundert Jahren doch geändert haben.
Doch das Buch macht nicht in der Gegenwart halt: Anneliese Blacha wagt auch einen Ausblick in die Zukunft, wenn sie vom Weihnachtsfest 3009 berichtet und der Verwunderung der Menschen der Zukunft über eine Achtjährige, die mit dem über 800 Jahre vor ihr verstorbenen Heiligen Antonius spricht und so ihre Halskette wiederfindet. Mit dem amüsanten Vortrag dieser Geschichte schloss sich der Kreis zur Vergangenheit.
Es bleibt also eine klare (Vor-)Leseempfehlung für ein Buch, das in diesem Winter sicher in vielen Familien an so manchem Abend Fernseher und Computer überflüssig machen wird.