Aus unserer Ministrantenzeit vor 60 Jahren

Unter Pater Florentin O.F.M (Ordo Fratrum Minorum; Franziskaner), der als Vikar für den erkrankten Pfarrer Krebs seit 1947 in der Pfarrei von Lengenfeld unterm Stein tätig war, begann unsere Ministrantenausbildung im Jahre 1949.

Zwei Voraussetzungen mussten dafür mindestens erfüllt sein:

  • Zunächst war es nach unserer Erstkommunion, etwa im Alter von 9 Jahren, überhaupt möglich, Messdiener sein zu dürfen. Pater Florentin in seiner erzieherischen Strenge brachte uns dazu, sich ehrenvoll für den Altardienst zu begeistern.
  • Bevor die lateinischen Messgebete nicht einwandfrei auswendig gekonnt waren, ließ Pater Florentin keinen als Ministranten am Altar zu.

Wenn wie Aspiranten unseren Freizeitvergnügen im Dorf nachgingen, trug es sich nicht selten zu, dass er, der oft am Nachmittag im Ort unterwegs war, sich einen oder zwei von uns schnappte und wir ihm die lateinischen Messgebete gekonnt oder weniger gekonnt vortragen mussten. Schwierigkeiten bereiten uns immer die längeren Gebete, wie zum Beispiel das Confiteor und wir waren froh, wenn wir bereits mit dem mea culpa die Hälfte erreicht hatten.

Erst nachdem wir die Gebete wie im Schlaf beherrschten, wurden wir einem Obermessdiener zugeteilt, der mit uns alles andere, was zum Altardienst gehörte, einübte.

Es trug sich auch mehrmals zu, dass Pater Florentin wegen einer Krankensalbung (damals hieß es „Letzte Ölung“) aus dem Pfarrhaus zur Hauptstraße eilte, zwei von uns Jungen, die gerade auf der steinernen Verladerampe der Gede saßen, aufforderte, sich mit ihm zur Sakristei zu begeben, um sich im Messdienergewand mit der Ewigen-Licht-Lampe und einem Glöckchen in der Hand zu Schwerkranken auf den Weg zu machen.
Spaß bereitete uns Burschen stets vor der Messe die Glocken zu läuten, vor allem, wenn sie wieder zum Schweigen gebracht werden mussten, so dass wir uns an den Seilen festhielten und wir kleinen Kerle als Gegengewichte ganz schön in die Höhe baumelten.

Auch die Klapperrundgänge der eingeteilten Messdienergruppen im Oberland, Mitteldorf und Unterland zur Karwoche sind mir recht gut in Erinnerung geblieben, vor allem wenn die neue Klapper, die Tischler Lemmel anfertigte, zu Einsatz kam.