Gedanken zum Rauchverbot

Heute, am 1. Juli Schlagzeilen in allen Medien: Rauchverbot ist in Kraft. In Gaststätten, Behörden, Krankenhäusern und anderen öffentlichen Räumen darf seit Mitternacht nicht mehr geraucht werden.

Hierzu fällt mir heute ein, wie ich vor 43 Jahren zum Nichtraucher wurde. Zwar war ich kein starker, aber Raucher. Schon aus finanziellen Gründen konnten wir, Kriegs- und Nachkriegsjugendliche keine Kettenraucher werden. Eine Schachtel Ami-Zigaretten bekam man für 120 Ostmark.

Am 27. März 1965 erwischte mich eine schwere Lungenentzündung. Am Tag zuvor hatte ich noch eine halbe „Gildemann-Zigarre“ geraucht, den halben Rest aber weggeschmissen, sie schmeckte mir nicht mehr. Mit der Diagnose „doppelte Lungenentzündung“ wurde ich in unser örtliches Krankenhaus eingeliefert. Mir ging es, mit hohem Fieber, hundeelend. Drei Tage später war Ostern und ich erhielt allerhand Besuch.

Unter anderem auch ein Herr aus dem Nachbardorf wollte mich durch seinen Besuch erfreuen. Er kam, setzte sich auf meinen Bettrand, steckte sich eine 80iger Zigarre an und qualmte munter drauf los. Nach einigen Minuten war mir hundeübel, aber mein freundlicher Besucher merkte es nicht und dampfte erzählend frohgemut weiter, bis er nur noch den brennenden Stummel in der Hand hatte. Ich hatte nur ein Stoßgebet gen Himmel geschickt: „Lieber Gott, lass die Zigarre bald am Ende sein.“ Endlich war es so weit. Mein Gast verabschiedete sich mit frohem Herzen. Ich aber bin eilends zur Toilette gerannt und da hatte ich die Bescherung. Ungelogen, mir war drei Tage lang schlecht. Und so fasste ich, innerlich für mich, den Entschluss: „Ich fasse nie wieder einen Glimmstängel an. Und ich hielt mich auch daran.

Ein halbes Jahr später, nach einer Gemeindevertretersitzung, sitzen wir anschließend noch feucht-fröhlich im Bauernhaus am Tisch des „Lügenpfeilers“. Am Tisch wird manche Dampfwolke gen Himmel gedampft. Als ein guter Freund und Tischnachbar erfuhr, dass ich seit einem halben Jahr nicht mehr rauche, legte er mir eine Schachtel „Orient“ und 50 „DDR-Mark“ auf den Tisch, mit der Bemerkung: „Willi, wenn du eine rauchst gehören die Schachtel Zigaretten und die 50 Mark dir. Innerlich war ich über diese Herausforderung empört. Ich zerstreute die Schachtel Zigaretten in alle Ecken der Gaststätte und schmiss den 50-Mark-Schein hinterher. „Wegen 50 Mark lasse ich mich nicht verführen.“ Freunde sind wir geblieben, doch ich habe seit 43 Jahren keinen Glimmstängel wieder angefasst.

Meine heutigen Gäste akzeptieren inzwischen meinen unausgesprochenen Wunsch der „Nichtraucherzone“.

Ich weiß, man muss einen eisernen Willen aufbringen, um zum totalen Nichtraucher zu werden.

Trotzdem teile ich die Menschen nicht in zwei Gruppen ein. Raucher wie Nichtraucher sind auch heute noch meine Freunde.