Fußball ist unser Leben

Wenn man nicht weiß, wie man den Sommer fußballfrei verbringen soll, dann organisiert man einfach Fußballcamps. So halten wir es seit 1994 und aus einer anfänglichen guten Idee ist mittlerweile eine Lebensaufgabe geworden.

In diesem Jahr fanden zum zweiten Mal unsere Fußballcamps unter dem Motto „Ich möchte Fußballer werden ..." in Lengenfeld unterm Stein statt. Ob es an unserem neuen Domizil, der Hagemühle, oder an unserer hervorragenden Trainingsarbeit oder an beidem liegt – die Beteiligung an unseren Camps war in diesem Jahr so hoch wie noch in keinem Jahr zuvor. Unsere sechs Camps waren im Durchschnitt mit rund neunzig Prozent ausgebucht, was pro Lehrgang ca. 45 Kinder sind. Das hat uns natürlich riesig gefreut und uns das nicht gerade berauschende Sommerwetter ein wenig besser ertragen lassen. Immerhin ist es uns gelungen, pro Lehrgang einmal das Freibad in Lengenfeld aufzusuchen, ergo kann das Wetter nicht nur schlecht gewesen sein.

Unsere Teilnehmer waren in diesem Jahr zum Teil von sehr weit angereist und zweifellos hatte unser Gast aus Ägypten, Said el Massri aus Kairo, den weitesten Weg. Es hat ihm gut gefallen und im nächsten Jahr will er noch viele Freunde von der Deutschen Schule in Kairo mitbringen. Das stellt uns natürlich vor gänzlich neue Herausforderungen, da wir mit der Unterbringung von fünfzig Kindern in der Hagemühle zurzeit an unsere Kapazitätsgrenze stoßen. Darüber hinaus hat der Thüringer Fußballverband eine offizielle Partnerschaft der Jugend-Fußball-Akademie Thüringen, so unser offizieller Name, angetragen, welche uns natürlich weitere Kinder in unsere Camps bringen wird. Wir haben also ein ziemliches Unterbringungsproblem, welches durch die überaus gute Entwicklung unseres Fußballinternates noch zusätzlich verschärft wird. Ein Luxusproblem denken jetzt vielleicht einige, aber so ganz einfach ist es nun auch wieder nicht. Wir freuen uns natürlich riesig über diese Entwicklung und mit dem Erwerb der Hagemühle war natürlich auch die Hoffnung verbunden, dass sich die Dinge so entwickeln, wie wir es zurzeit erleben.

Traurig ist in diesem Zusammenhang nur, dass uns die politischen Verantwortungsträger im Kreis und im Land aus politischer Kurzsichtigkeit heraus noch immer nicht ernst nehmen und keine Anstrengungen unternehmen, um etwas für die Entwicklung der Sportstätten in Lengenfeld unterm Stein zu tun. Überall schöne Sonntagsreden in puncto Bildungs- und Tourismusförderung, unsere polnischen Freunde würden sagen „bla, bla, bla ...“, aber konkrete Hilfe, Fehlanzeige. Leistung muss sich lohnen, „ha, ha, ha...“ – wir fördern, wer uns politisch genehm ist, lautet scheinbar die heimliche Devise. Da nehmen sich beide großen Volksparteien nicht viel. Herr Althaus lässt lieber das Stadion in Leinefelde für einen Millionenbetrag renovieren (wozu frage ich mich?) und überlässt den Unstrut-Hainich-Kreis Herrn Zanker. Herr Zanker wiederum hat seine Freunde anderswo sitzen oder träumt von seinem Nationalparkhaus, da reicht es natürlich nicht mehr für angemessene Sportbedingungen am Gymnasialstandort Lengenfeld unterm Stein, geschweige denn für unser sich hervorragend entwickelndes internationales Fußballinternat? Da kann einem schon die Zornesröte ins Gesicht steigen, wenn man das Beziehungsgeflecht ein wenig genauer unter die Lupe nimmt. Wen wundert es, dass sich immer weniger Leute für Politik interessieren?

Aber zurück zu unserem Thema. „Fußball ist unser Leben ...“, das gilt nicht nur für unsere Arbeit, sondern auch für sehr viele Lengenfelder Sportfreunde. Das ist für unsere Jugend-Fußball-Akademie auch ein Grund gewesen, mit ihr nach Lengenfeld unterm Stein zu wechseln. Und wenn man die Nachwuchsarbeit der JSG Obereichsfeld sieht und wie die Jungs der 1. Mannschaft, des BSV Blau-Weiß (immer öfter) Fußball spielen, dann nötigt dies einem schon allen Respekt ab, ohne wenn und aber. Doch ist das Ziel damit schon erreicht? Ich denke, noch lange nicht. Wenn jeder sein Können und seine Kompetenz einbringt, dann wird es in den nächsten Jahren gelingen, in allen Altersbereichen Fußball auf noch höherem spielerischem Niveau anzubieten als dies zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Fall ist.

Dies bedeutet aus meiner Sicht: Unterstützung der l. Mannschaft, auch wenn es mal nicht so läuft. Mich stört das manchmal unqualifizierte und zum Teil beleidigende Gemeckere auf dem Sportplatz, wenn es mal nicht so läuft. Die Jungs geben ihr Bestes in ihrer Freizeit und wir sollten uns freuen, dass sie mit solcher Begeisterung bei der Sache sind. Natürlich ist Kritik erlaubt und muss sein, aber ich kenne keine Fußballer, die absichtlich schlecht spielen, um die Zuschauer und den Trainer zu ärgern. Beistehen, lautet die Devise – und nicht Draufhauen! Ein höheres Spielniveau kann in Zukunft jedoch nur realisiert werden, wenn die fußballerische Ausbildung in der Nachwuchsarbeit weiter verbessert wird. Dazu gehört auch, dass man die Chancen vor Ort besser nutzt als bisher.

Die Jugend-Fußball-Akademie bietet seit Jahren einen vereinsergänzenden Förderunterricht (Technik und Koordination) an und es nehmen auch einige Lengenfelder Jungs daran teil, aber einige Lengenfelder Talente sind in den letzten Jahren unter ihren fußballerischen Möglichkeiten geblieben, weil sie von diesem, unserem Angebot oder dem Angebot der DFB-Stützpunkte keinen Gebrauch machen wollten oder konnten.

Ja, unsere Trainingsarbeit muss bezahlt werden. Aber nicht deshalb, weil wir uns die Taschen voll machen wollen, was immer noch einige glauben mögen, sondern weil wir unseren Lebensunterhalt davon bestreiten müssen.

Ein professionelles Umfeld muss finanziert werden und ein russischer Ölmagnat ist bisher nicht in Sicht. Das kann sich aber in Zukunft ändern. Bis es soweit ist, bleibt uns nur der Weg der kleinen Schritte, den auch Sie mit uns gehen können!

Ermöglichen sie Ihren Kindern zusätzliches Training. Es wird sich auszahlen. Auch wenn nicht jedes Kind Fußballprofi werden kann, aber ein besserer Fußballer allemal! Mit dem Erfolg im Fußball wird Lengenfeld unterm Stein seinen Bekanntheitsgrad um ein Vielfaches steigern und dies hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche.

Wir tragen möglicherweise mit dazu bei, dass der Schulstandort erhalten bleibt, dass unsere Jugendlichen nicht abwandern, dass neue Arbeitsplätze entstehen, dass es sich lohnt, hierher zu kommen oder hier zu bleiben für ein Jahr, für mehrere Jahre oder für immer. Im Tal der Frieda lässt es sich wunderbar leben, aber es braucht Möglichkeiten, Geld zu verdienen, sonst nützt die herrlichste Wohn-Landschaft nichts.

In diesem Jahr begehen wir das dreißigjährige Jubiläum unserer entwicklungspolitischen Bildungsarbeit, die 1977 ihren Anfang nahm. Aus diesem Grund laden wir für den 23. November die Einwohner Lengenfelds zu einem Kabarettabend mit Martin Funda (Evangelischer Pfarrer aus Hattingen) in die Hagemühle ein. Beginn der Veranstaltung 20.00 Uhr – Eintritt 5,00 Euro.

Am Sonntag, dem 25. November, findet dann die offizielle Eröffnung unseres Fußballinternates statt, denn Fußball ist unser Leben …