Das Lengenfelder Gespräch: Schwester Josefa
Lengenfelder Echo: War es Ihr eigener Wunsch, Lengenfeld unterm Stein zu verlassen?
Schwester Josefa: Nein, ich hätte mich nicht freiwillig weggemeldet. Dafür bin ich zu gern hier.
Lengenfelder Echo: Als Sie die Nachricht Ihres Ordens erreichte - was dachten Sie da?
Schwester Josefa: Als ich von meiner Versetzung hörte, hat alles in mir „nein“ geschrieen. Im Ordensleben ist zwar eine Versetzung nichts Außergewöhnliches, aber ich hatte ja nicht damit gerechnet. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, nicht in Lengenfeld zu leben und zu arbeiten.
Lengenfelder Echo: Blicken wir noch einmal zu den Anfängen. Auf welche weise haben sie Lengenfeld kennengelernt und wie haben sie Ihre neue Wirkungsstätte empfunden?
Schwester Josefa: 1985 war ich das erste Mal im Urlaub hier. Es war ein ruhiges Dorf in herrlicher Lage – ideal für die Erholung (trotz der Einschränkungen durch das Sperrgebiet).
Im Januar/Februar 1986 habe ich hier mein Gemeindepraktikum absolviert – dabei habe ich mich in dieses Dorf „verliebt“. Als ich nach der Ausbildung 1988 dann hier als Gemeindereferentin anfangen sollte, habe ich mich sehr gefreut, gleichzeitig aber gedacht: „O Gott, das große Dorf!“ (Im Praktikum arbeitet man ja nur „nebenher“.)
Ich wurde aber herzlich aufgenommen. Und auch die ersten Einwände der Kinder : „Tante Irmchen hat aber das und das gemacht (oder auch nicht gemacht).“ , konnte ich allmählich entkräften mit dem Hinweis „Ich bin nicht Tante Irmchen.“ Und es ging auch so.
Lengenfelder Echo: Wenn Sie heute über Ihre Zeit in Lengenfeld nachdenken, welche Erinnerungen, Begegnungen und Momente kommen Ihnen dann in den Sinn?
Schwester Josefa: Wenn ich meine Erstkommunionfotos ansehe und nachrechne, komme ich auf 355 Kinder, die ich auf die Erstkommunion vorbereiten durfte. Diese Feiern in Jahr waren für mich immer ein Höhepunkt. Als besondere Ereignisse sind mir die Pfarrer-Wechsel in Erinnerung. Das fiel mir jedes Mal schwer. Und doch muss ich sagen: Ich habe immer genau den Pfarrer „bekommen“, der für mich gerade „richtig“ war.
Lengenfelder Echo: Welche Veränderungen haben Sie während Ihrer Zeit erlebt und auch selbst mitgestaltet?
Schwester Josefa: Die wichtigste Veränderung hier im Sperrgebiet war sicher die Wende im November 1989. Ich erinnere mich z.B. an den Jugendkreuzweg im Februar 1990, den wir gebetet haben auf dem Weg an der Grenze: Wir sind durch das offene Grenztor gegangen – es war beinahe unheimlich. Es waren ja alle Sperranlagen noch zu sehen.
Die Wende brachte auch mit sich, dass der Religionsunterricht jetzt in der Schule gehalten wurde. Das war nicht nur für mich eine große Umstellung und Herausforderung. Seitdem ist es besonders wichtig geworden, den Kindern die Beheimatung in der Pfarrgemeinde zu ermöglichen. Das ist bei den vielen Angeboten nicht leicht. Da sind alle in der Gemeinde gefordert, den Glauben lebendig an die nächste Generation weiterzugeben.
Lengenfelder Echo: Was werden Sie an Lengenfeld am meisten vermissen?
Schwester Josefa: Lengenfeld - mit seinen Menschen in dieser herrlichen Landschaft.
Lengenfelder Echo: Vielen Dank für das Gespräch und all das Gute, was Sie in unserer Gemeinde bewirkt haben!
Das Gespräch führte Oliver Krebs