Leserbrief an die Senioren

Als ich im Jahre 1990 in den Vorruhestand wechselte, war ich 61 Jahre alt und daher noch kein Rent-ner. Die Altersgruppe Vorruheständler war erst nach der politischen Wende entstanden. Daher musste man sich auch erst an eine neue Definierung gewöhnen. Und so verkündete auch unser damaliger Pfarrer Ernst Witzel Sonntag für Sonntag die „Rentnermesse“ für die kommende Woche.

"Bin ich noch nicht erwünscht?", fragte ich mich, denn ich war ja noch kein Rentner. So machte ich un-serem Pfarrer den Vorschlag, die bisherige Rentnermesse in Seniorenmesse umzubenennen. Und sage und schreibe, ab dem kommenden Sonntag lud unser Pfarrer zur Seniorenmesse ein. Siehe da, die Besucherzahl stieg an!

Auch waren die Seniorenfeiern in unserem „St.-Josef-Heim“ besonders gut besucht. Oft war der Raum bis auf den letzten Platz gefüllt und es mussten noch zusätzliche Stühle bereitgestellt werden. Leider muss man aber in letzter Zeit auch feststellen, dass die Teilnehmerzahl zu solchen Veranstaltungen stark gesunken ist.

Waren es zu Spitzenzeiten bis zu achtzig Senioren, so sind es derzeit durchschnittlich vierzig an der Zahl.

Und das öfters so genannte „starke Geschlecht“ meiner Gattung, das glänzt mit zunehmender Abwesenheit. Von vierzig Senioren insgesamt uns unserem Dorf waren letztens zwei dieses M-Geschlechts.

Eine Bitte. liebe Ehefrauen, die Ihr das Glück habt, Euer Seniorenleben noch mit Eurem Ehegatten zu verbringen, kommt doch bitte gemeinsam zu solch wirklich schönen Veranstaltungen. Manche Witwe würde liebend gern gemeinsam zu solchen Seniorentagen kommen.

Und Ihr meine Geschlechtsgenossen, rafft Euch bitte auf und folgt der Einladung unseres Pfarrers Siegfried Bolle. Wer ihn noch nicht recht kennt, kann dort fröhliche Seiten unseres noch neuen und jungen Pfarrers kennen lernen. Im übrigen gibt es in Lengenfeld eine große Anzahl von Männern, die sich zu den Senioren zählen dürfen.
Erfreulich war, dass der letzte Seniorennachmittag von den Physiotherapeutinnen unseres „St.-Elisabeth-Krankenhauses“ ganz toll gestaltet wurde. Herzlichen Dank Ihr lieben Schwestern „in blau“, Ihr habt Eure Sache sehr gut gemacht!

Als kleines Beispiel: Persönlich ladet Ihr viele Gäste zu Eurer Geburtstagsfeier ein, doch die Hälfte glänzt durch Abwesenheit. Ärgerlich würde man sagen!

Beispielsweise eine 64-jährige Seniorin danach befragt, warum sie nicht zu diesen Seniorennachmit-tagen komme, „möchte noch nicht zwischen den „Alten“ sitzen“. Ist man mit 64 Jahren noch im ersten Frühling?
Hoffentlich ist dieser Jungseniorin vom lieben Gott die Gnade vergönnt, auch einmal eine „Alte“ zu werden!

Im übrigen waren zu unserem letzten Seniorennachmittag auch unsere Nachbarn aus Faulungen und Hildebrandshausen eingeladen und auch gekommen.
Es war ein gemütlicher Nachmittag mit duftendem Westkaffee und leckerem Kuchen von unserem heimischen Bäcker.
Danke an die fleißigen Jungseniorinnen!

Also zum Frühlingsfest der Senioren sehen wir uns wieder im „St.-Josef-Heim“.

Ihr angegrauter Senior
Willi Tasch