Naturparkhaus – (k)eine gute Idee? – Leserbrief
Den Naturparkhaus-Architekten ist es tatsächlich gelungen, ein 30 Mio. Projekt auf 10 Mio. runterzurechnen. Da könnte man sich glatt drüber freuen, dass statt 30 Millionen, nur noch 10 Millionen Euro, aus zum Teil Steuermitteln, in den „Hainich“ gesetzt werden sollen. Das wäre ja alles in Ordnung, wenn die kommunale und finanzielle Infrastruktur im Kreis in Ordnung wäre. Das ist sie bedauerlicherweise leider nicht. Seit dem Umzug der Jugend-Fußball Akademie und der Aktion Verantwortlich Leben e.V. nach Lengenfeld unterm Stein und der Nutzung des ehemaligen Hotels Hagemühle als Sport- und Bildungsstätte, bin ich mit den sportlichen Bedingungen vor Ort konfrontiert, und ich wundere mich, dass ein Gymnasium wie Lengenfeld unterm Stein mit ca. 550 Schülern plus Grundschule, eine Turnhalle besitzt, die gerade mal 10 x 20 Meter misst. Das ist ein schlechter Witz, sollte man meinen, aber es ist wahr und es steht auch nicht in Aussicht, dass sich dies bald ändert.
Nun möge sich jeder vorstellen, wie ein Sportunterricht in einer solchen „Turnhalle“ aussieht und behaupten, das wäre so in Ordnung. Ich halte dies für eine massive Benachteiligung des Gymnasiums Lengenfeld unterm Stein und bin entsetzt darüber, dass das Gefälle zwischen Stadt und Land nach wie vor solche Ausmaße besitzt. Andere Standorte scheinen da besser versorgt! Ein Schelm, der Arges dabei denkt!
Ich habe neulich die Turnhalle des Georgi-Gymnasiums besucht, weil meine Enkelkinder Leichtathletik treiben, und ich war erfreut, unter welchen Bedingungen die Kinder heutzutage trainieren können. Da wurde nicht an Größe und Ausstattung gespart. Vielleicht hätten hier die Architekten auch mal rechnen können, wie man aus einer solchen Turnhalle vielleicht zwei hätten machen können. Wahrscheinlich sind sie von niemanden dazu angehalten worden. Gegangen wäre es bestimmt, da bin ich mir ganz sicher, da ich mich mit alternativen Projekten intensiv beschäftigt habe.
Für die nun veranschlagten Kosten für das Naturparkhaus könnte man zum Beispiel 20 Kunstrasenplätze im UH – Kreis bauen. Dies wäre aus meiner Sicht mindesten genauso „sinnvoll“, wie der Bau eines Naturparkhauses.
Das Hotel Hagemühle musste 2004 Insolvenz anmelden, weil die erhofften Hotelgäste ausblieben. Sicher befinden sich viele Hotels in der Umgebung in einer ebenso schwierigen Situation. Hier wäre vielleicht Unterstützung angesagt. Wenn es sich so toll rechnet, dann sollen doch Privatpersonen dieses Naturparkhaus finanzieren. Dagegen hat doch niemand etwas. Vor kurzem war nicht einmal Geld da, um einen behindertengerechten Aufzug zu installieren. Jetzt dürfen es ruhig mal 10 Millionen sein, die für ein Prestigeobjekt aus dem Fenster geworfen werden sollen. Das verstehe wer will, ich jedenfalls nicht. Ich kann nur hoffen, dass unser Ministerpräsident es auch nicht versteht.
Der Baumkronenpfad, den ich für eine tolle Idee halte, ist jedoch nicht der Grand Canyon, und der Tag wird kommen, da die Besucherzahlen wieder zurückgehen werden. Wer kommt dann für die leerstehenden Hotelzimmer auf? Wenn der Kreis Geld ausgeben möchte, dann habe ich noch einen schon seit fast 120 Jahren existierenden „Eisenbahnhistorischen Hausdächerpfad“ in Lengenfeld unterm Stein anzubieten. Der muss in den nächsten Jahren dringend saniert werden, geschätzte Kosten zwischen 500.000 und 1,5 Millionen Euro, je nachdem, wer die Kosten berechnet. Er ist mindestens ebenso interessant wie der Baumkronenpfad, da ziemlich einmalig in Deutschland. Aber hier beginnt eine neue unendliche Geschichte.