Mein liebes Dörfchen dort unter dem Stein

In einer Mußestunde fiel mir das wunderbare Gedicht von einem Lengenfelder namens August Hahn in die Hände, wo die erste Strophe heißt:

„Wo die Wälder noch rauschen so heimlich und traut.
Wo über den Bergen der Himmel sich blaut.
Wo in heimlichen Gründen der Wildbach schäumt.
Tief unten im Tal die Frieda träumt.
Wo die Sage noch schreitet auf stillen Höhen.
Und Wichtelmännchen durchs Walperbühl gehn.
Da liegt meine Heimat im sonnigen Schein.
Mein liebes Dörfchen dort unter dem Stein.“



Muß August Hahn unser Dorf Lengenfeld unterm Stein wirklich von Herzen geliebt haben, sonst hätte er solche Zeilen nicht schreiben können.

Recht hat er gehabt und das heute noch!

Bloß wir Menschen von heute sehen oft den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. So lud mich ein herrlicher „Spätsommer-Sonntag“ Anfang Oktober dazu ein, einen ausgedehnten Spaziergang durch unser Dorf und drum herum zu unternehmen.


Zunächst ging ich im Dorf spazieren und erfreute mich an schönen Gärten und Vorgärten, wo vielerorts wunderschöne blühende Herbstblumen stehen. Hier und dort wurden im Laufe des Jahres Hausfassaden restauriert, relativ viele Dachneueindeckungen vorgenommen, auch wurden von einigen jungen Familien neue Eigenheime in schmucker Bauweise errichtet. Ein Lob diesen jungen Familien für ihren Mut und Optimismus in die Zukunft. Aber auch alte Fachwerkhäuser wurden wieder schmuck restauriert und befinden sich in einem guten baulichen Zustand. Auch die Häuser von gesellschaftlichen und kirchlichen Eigentümern sind größtenteils in einem schmucken Zustand.
Z. B. das Rathaus am Anger, die Gemeindeverwaltung in der Hauptstraße, das Pfarr- und Küsterhaus, die Arztpraxen des Ortes, die VR-Bank, unser landesweit bekanntes „St. Elisabeth-Krankenhaus“, aber auch mittelständische Geschäftshäuser zeigten ein einladendes Gesicht. Selbst wenn man bei schönem Wetter in die Nähe des Bahnhofs kommt, dann verspürt man lustiges Treiben und Leben. Autokennzeichen aus ganz Deutschland wie z.B. H, HH, M, B, F, ME, Eic und andere mehr stellt man an geparkten Autos fest. Die lauten Geräusche auf unserer „Kanonenbahnbrücke“ verraten junges, frohes Leben in unserem Ort, wenn bis zu acht Draisinen angerauscht kommen. Ähnlich die Geräusche an diesem Sonntag, wenn vor zwanzig Jahren noch der Kaffeezug um 15:30 Uhr über die Brücke rollte. Oft denke ich dann daran, als in den achtziger Jahren der Kaffeezug ohne Lokführer über die Brücke in rasender Fahrt rauschte und in höchster Gefahr eine aufmerksame Schaffnerin ein großes Unglück verhinderte, als sie die Notbremse zog.


Über die fortschreitenden Baumaßnahmen in der Bahnhofstraße, am Kirchberg und an unserer Kirche „St. Mariä Geburt“ habe ich im „LE“ des Monats Oktober schon ausführlich berichtet.
Da meine gesundheitliche Energie noch ausreichte, zog es mich auch noch in Richtung Bischofstein. Auch hier wurden in den letzten Jahren lobenswerte Aktivitäten entwickelt. Es wurden viele innere und äußere Restaurationsarbeiten durchgeführt. Der frühere Speisesaal befindet sich jetzt in einem sehr einladenden Zustand, der durchaus zu Feiern einlädt. Die Außenfassade bietet am Eingangsbereich auch schon etwas fürs Auge. Doch als ich da so stehe und schaue, sagt mir ein anderer Spaziergänger: „Schau dir das „Mainzer Rad“, das Wappen des Kurfürsten von Mainz mal an, welches über dem Eingangstor prangt. Hier muß bei der letzten Restauration dem Maler die Farbe ausgegangen sein, denn das Wappen wurde nur teilweise mit Farbe frisch behandelt, der Innenteil ist noch grau in grau.“


Ob dies einen besonderen Grund hat, fragt sich der Spaziergänger und auch ich?

Willi Tasch