Willi Tasch: "Ohne Sonntag gibt es nur noch Werktage"

Dieser sinnvolle Slogan wurde mir mittels eines Aufklebers von einem evangelischen Pfarrer vor einigen Jahren geschenkt und schmückt seit dieser Zeit die Scheibe meines Autos.
Damals wurde in der Gesellschaft schon darüber diskutiert, auch an Sonntagen Geschäfte und Supermärkte rund um die Uhr zu öffnen und somit quasi den Sonntag abzuschaffen.
Selbst die beiden hinter uns liegenden Gesellschaftsordnungen haben dies nicht geschafft. Doch die Mehrheit unserer Bevölkerung haben sich damals mit diesem Gedanken „Gott sei Dank“ nicht anfreunden können.

Inzwischen sind einige Jahre vergangen und dies leidige Thema liegt wieder auf dem Tisch der verantwortlichen Entscheidungsträger. Nach amerikanischem Vorbild soll das deutsche Volk auch sonntags um 23.59 h noch einkaufen gehen können.
Doch nicht alles, was von Amerika kommt, ist nachahmenswert. Thriller, Western, Action, Horrorfilme, Fantasiefilme finden Sie dutzendweise im abendlichen Fernsehprogramm. Wenn es in diesen Filmen nicht knallt und Menschen reihenweise umgelegt werden, dann taugen sie angeblich nichts. Menschen werden im Film hinweggemäht, wie ein Getreidefeld!

Nun ist derzeit leider wieder das Thema über die Sonntagsöffnung der Geschäfte akut. Inzwischen ist auch die katholische Kirche in Frontstellung zu diesem Thema gegangen. Zur Zeit liegen in allen Kirchen Unterschriftslisten aus, die zum Ausdruck bringen: Wir sind gegen die Abschaffung des Sonntags. Also nicht für die Öffnung der Geschäfte am Sonntag!

Wir wurden im Sonntagsgottesdienst aufgefordert, sich unbedingt in diese Listen einzutragen. Je mehr Unterschriften den Verantwortlichen zu diesem Thema präsentiert werden, je besser!

Glauben Sie ja nicht, dass sich der kleine Einzelhändler nach der Öffnung seines Geschäftes am Sonntag drängt. Dieser macht durch erhöhte Personalkosten nur minus. Gewinner sind Kaufhausketten und Supermärkte. Doch täten mir die armen Verkäuferinnen und Verkäufer heute schon leid. Wo bleibt dann noch ein Familienleben?
Vielleicht arbeitet der Familienvater in München, Stuttgart, Frankfurt oder Köln und kommt am Samstag Mittag nach Hause und fährt am Sonntag Nachmittag schon wieder weg zur fernen Arbeit. Dies ist in den neuen Bundesländern keine Seltenheit mehr. Die Ehefrau und Mutter muss aber am Sonntag hinter den Ladentisch. Wo bleibt dann noch ein kleines Stück Familienleben?
Und die wenigen Kinder, welche derzeit noch geboren werden, werden dann noch weniger. Im übrigen, die Geldbeutel der kleinen Leute sind schon dermaßen zusammengeschrumpft, dass sie durchaus auf einen Sonntagseinkauf verzichten können.

Geld ist beim Staat, dem Land und den Kommunen sehr knapp und ebenfalls in den Familien, wo evtl. noch Angehörige arbeitslos sind.

Wenn ich an meine Kindheit vor siebzig Jahren zurückdenke, so war der Sonntag der schönste Tag in der Familie. Gemeinsam wurde vor dem Hochamt Kaffee getrunken und frisch gebackener Kuchen gegessen. Dann gingen wir gemeinsam zur Kirche, außer unserer Mutter, die hatte die Frühmesse bereits besucht. Anschließend aßen wir gemeinsam zu Mittag und die größeren Geschwister halfen der Mutter bei der Küchenarbeit. Auch der Nachmittagskaffee und das Abendbrot wurde gemeinsam eingenommen und das waren unsere Eltern und sieben Geschwister.

Bescheiden, aber in Zufriedenheit geschah dies ohne Sonntagsöffnung der Geschäfte.

Daher: Wehret den Anfängen!
Denn: Ohne Sonntag gibt es nur noch Werktage!