Klüschen Hagis: Seit 50 Jahren im Glauben treu verbunden
Das Eichsfeld ist reich an Wallfahrtsstätten. Mit ihnen hat sich über viele Jahrhunderte eine Tradition entwickelt, die auch heute noch lebendig und spürbar ist. So auch in diesem Jahr.
Seit dem Frühlingsbeginn hatten die Christen des Eichsfeldes einem großen Jubiläum entgegengeblickt – der 50. Männerwallfahrt im Klüschen Hagis. Zu den Anfängen dieser Tradition finden wir in den Archiven des Bistums Erfurt folgende Aufzeichnung: „1957 fand die erste Klüschenwallfahrt der Männer statt – unter dem DDR-Regime, das den Atheismus zur Staatsideologie erhoben hatte. Doch mit dem Klüschen Hagis sollten die katholischen Männer einen Ort finden, an dem sie frei beten, singen und ihre Gottesdienste feiern konnten. Und die Bischöfe, die Heilige Messe mit ihnen feierten und predigten, nahmen kein Blatt vor den Mund, wenn es galt, die gesellschaftliche Gegenwart im Licht des Glaubens zu deuten.“ Als im Jahre 1957 die erste Männerwallfahrt dieser Art stattfand, war noch unklar, wie lange sie Bestand haben würde und ob sich hieraus eine Tradition entwickeln könnte.
Heute, 50 Jahre später, pilgern noch immer zahlreiche Gläubige aus dem Eichsfeld, Thüringen und ganz Deutschland zum Klüschen Hagis, um sich gemeinsam am Wort des Glaubens zu stärken. Zur diesjährigen Wallfahrt am Fest Christi Himmelfahrt (25. Mai) präsentierte sich ein wolkenverhangener Himmel, der gar nicht so recht zu diesem Jubiläum passen wollte, zumal in den vergangenen Jahren stets Sonnenschein das stille Waldtal durchflutete.
Doch die ältesten Wallfahrtsteilnehmer konnten sich noch daran erinnern, dass auch die zweite Männerwallfahrt „im Schlamm und Regen“ gefeiert wurde. Unter dem Leitwort „Ihr werdet meine Zeugen sein", das bereits 1957 zur Anbetung gerufen hatte, begrüßte Bischof Joachim Wanke die vielen tausend Wallfahrer, die an diesem Morgen ins Klüschen gepilgert waren.
Bischof Wanke, der am 4. Mai seinen 65. Geburtstag feiern konnte, nutze das Wetter sogleich, um auf die Beständigkeit der Gläubigen hinzuweisen: „Wir sind keine Schön-Wetter-Christen mit Bügelfalten im Anzug, sondern Männer, die es ernst meinen mit ihrer Kirche und dem Glauben!“ Darüber hinaus wünschte sich Bischof Wanke in seiner Festpredigt „Bekennerchristen – nicht Gewohnheitschristen“ und fasste seine Hauptpunkte am Ende noch einmal folgendermaßen zusammen: „Und wenn deine Frau dich heute Abend fragt, was denn der Bischof gepredigt hat, so sag einfach: das Eichsfeld braucht noch mehr Eichen! Aber du solltest bei dieser Antwort nicht schwanken – denn das gehört sich nicht für eine Eiche! Das waren meine drei Punkte, festgemacht am Bild des Baumes:
- Verwurzelt im Glauben an Gott und im Leben der Kirche, im Kirchenjahr, im Sonntagsgottesdienst,
- mit wetterfester Kleidung ausgestattet, standfest in Sturm und Regen, im Widerstreit der Meinungen, Bekenntnischrist, nicht Gewohnheitschrist
- und so zu einer Oase, zu einem Leuchtturm, zu einem Geschenk Gottes für die Menschen werden!“
Nach dem festlichen Gottesdienst kam es zu vielen Begegnungen befreundeter Wallfahrer. Bei Bratwurst, Schaschlik und einem Feiertagsbier wurde so manche gemeinsame Begebenheit aus der Vergangenheit wachgerufen. Den Abschluss dieser Männerwallfahrt bildete eine Feierstunde mit der Predigt des Mainzer Weihbischofs Werner Guballa. Abschließend bleibt zu wünschen, dass diese Wallfahrtstradition im Klüschen Hagis noch viele weitere Jahre Bestand haben wird und die Christen des Eichsfeldes in allen Zeiten eint.
Die vollständige Predigt des Bischofs finden Sie auf den Seiten des Bistums Erfurt.