Geschichten, die man sich in Lengenfeld unterm Stein erzählt

In den Nachkriegsjahren malte mein Vater die Gaststube im Bauernhaus unserer Gemeindeschänke in Lengenfeld/Stein aus. Da er sich schon immer für die Sagenwelt interessierte, malte er auch die Motive danach. Es ist auch jammerschade, dass sie in späteren Jahren verschwanden. Auf der einen Wand war eine alte Frau mit einer Brille, die so halb auf der Nase hing, abgebildet. Zu ihren Füßen saß auf einem Schemelchen ein kleiner bausbäckiger Bub. Mein Vater sagte mir, dieser kleine Junge sei er gewesen; und diese Frau die alte Frau Wallbraun.

Woher das Dorf Großbartloff seinen Namen hat

1727_200.jpg Den Namen des im Tale der Lutter gelegenen Dorfes Großbartloff weiß der Volksmund so zu deuten:

Keudelskuppe und Keudelstein

1721_200.jpg Wandert man vom Hülfensberg eine halbe Stunde nach Nordosten, so gelangt man zum dem ehemaligen Gut Keudelstein. Oberhalb desselben liegt auf einem bewaldeten Bergvorsprung die Keudelskuppe. Die Aussicht, die man hier oben auf das Werratal und das Eichsfeld genießt, ist herrlich. Nach der Überlieferung, die sich im Volk erhalten hat, stand in alter Zeit auf der Kuppe eine Burg, auf der die Ritter von Keudel hausten.

Die Giftpilze

1711_200.jpg Am westlichen Ausgang des Dorfes Geismar, nahe dem kleinen Berg, der Iberg genannt wird, erhebt sich in der Feldflur ein flacher Hügel. Die Landstraße nach Ershausen führt im rechten Winkel um ihn herum, doch kein Weg geht hinauf zu dem fast kreisrunden Platz, der mit Rasen bewachsen und von einem Kranz grüner Lärchen und Fichten umstanden ist. Verlassen liegt dieses Rondell und nur selten betritt einmal jemand seinen Boden.

Das Beinhaus

1728_200.jpg Auf dem Hülfensberg stand noch gegen Ende des vorigen Jahrhunderts an der Südseite der Kirche ein sogenanntes Beinhaus. In diesem wurden, außer den Beerdigungsgeräten, die beim Ausschaufeln der Gräber aufgefundenen Totengebeine pietätvoll aufbewahrt. Und dies waren nicht wenige, weil außer den Verstorbenen aus dem Ort Bebendorf noch andere Umwohner des bedeutungsvollen Berges ihre letzte Ruhestätte dort zu haben wünschten und auch fanden.

Die große Glocke auf dem Hülfensberg

Zu einer sagenumwobenen Kirche gehört auch eine sagenumwobene Glocke. Noch im vorigen Jahrhundert konnte man, wenn die große Glocke auf dem Berg läutete, hören, dass die Kinder in Geismar zu den Tönen der Glocke folgenden eigentümlichen Vers riefen:

"Sui fand,
Maichen band,
blinder Gül zogk mich har
uffen Hilfensbargk!"
"Sau fand,
Mädchen band,
blinder Gaul zog mich her
auf den Hülfensberg!"

Der Bau der Kirche auf dem Hülfensberg

Vor Karl dem Großen war der hl. Bonifatius auf dem Hülfensberg. Denn er hat ja den Grundstock für das Heiligtum gelegt. Auf dem Bergkegel, auf dem es außer spärlichen Bäumen nichts weiter gab, war das Bauen schwierig. Alles, was man brauchte, musste von weither herangeschafft und auf den Berg gebracht werden. Eine alte Legende erzählt:

Am Frauenstein

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Im Westen starrt dunkle Wolkenwand,
Ein Grabmal raget am Wegesrand,
Eine Kugel am Sockel, viel Zentner schwer,
Als wär sie geflogen vom Bischoffstein her
Auf den Frauenstein
Am blühenden Rain.

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Die Schlapphanjesbuche

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Bei Effelder auf windiger Höhe
Am schützenden Waldessaum
Ragt eine gigantische Buche,
Der Alte Schlapphanjesbaum.

Was jagt da auf Sturmesrossen
Vom Alstein herüber so fahl?
Hinab in der Buche Krone
Fährt schmetternd der Wetterstrahl,

Zersplittert den Stamm bis zum Grunde,
Ihn weihend dem sicheren Tod,
Doch ehe du, Waldriesin,
In die Blümlein so weiß und rot

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