Großbartloff – der herrlich im wunderschönen Luttergrund gelegene Fremdenverkehrsort (1940)

Das herrlich im wunderschönen Luttergrund gelegene Dorf Großbartloff ist einer der leider noch seltenen Orte auf dem Eichsfelde, dessen Bewohner sagen können, dass sie mit dem Fremdenverkehr bis jetzt vollauf zufrieden sind. Verwunderlich ist das nicht, denn dieser Ort, der 1318 erstmalig urkundlich erwähnt wurde, liegt zwischen herrlichen Waldungen, die von hohen Bergen auf das saubere Dorf heruntergrüßen und zu stundenlangen Spaziergängen einladen.

1925 fing es an …

Die ersten Fremden, die nach Großbartloff kamen, erschienen im Jahre 1925. Werbung in den Landsmannschaften der Eichsfelder in Berlin und Magdeburg, Aufsätze und Anzeigen in verschiedenen Berliner Zeitungen und die dann einsetzende Mundpropaganda ließen den Fremdenstrom immer stärker und größer werden. Von Jahr zu Jahr kamen mehr Familien nach dort, die herrliche Urlaubstage verbrachten und nun fast Jahr für Jahr wiederkehren. So beherbergen Schwesternheim, Pensionshäuser und Private in den Monaten Mai bis September monatlich durchschnittlich 120 Urlauber, die zumeist aus Berlin und aus Magdeburg kommen. Ihre Zahl ist im letzten Jahre so stark angewachsen, dass es manchmal Mühe machte, sie alle unterzubringen. Doch Bürgermeister, Verkehrsverein und die gesamte Einwohnerschaft arbeiten Hand in Hand, um alle Wünsche zu erfüllen.

Aus Sage und Geschichte

Wie fast jeder Ort, so hat auch Großbartloff seine Sagen. Eine, über die Entstehung des Namens, ist an diesem Platze vielleicht ganz interessant. Der Volksmund führt den Namen Großbartloff auf folgendes zurück:

Als man in früheren Jahrhunderten die drei Tore des Ortes erbaute, fiel einem an einem Torbogen beschäftigten Maurer ein Stein aus der Hand. In dem Augenblick passierte der die Bauten beaufsichtigende Vorarbeiter Großbartel die Stelle. Der Maurer wollte seinen Vorgesetzten vor einer Verletzung bewahren und rief ihm zu „Großbartel – loof!“ zu. Im Zusammenhang mit diesem Vorfall soll dann der Name „Großbartloff“ entstanden sein.

Die Geschichtskundler leiten die Entstehung des Namens jedoch von Börde (Gerichtsbezirk) = Bart oder Bort und „gelof“, gleichbedeutend mit Gesetz, ab. Der Name Großbartloff dürfte also so viel wie Bezirksgericht oder Hohes Gericht bedeuten. Das könnte stimmen, denn in der Nähe des Ortes liegen bedeutende vorgeschichtliche Wallburgen. So wie alle Orte des Eichsfeldes hatte auch Großbartloff unter zahlreichen Kriegswirren arg zu leiden. Am schlimmsten hatten seine Bewohner während des Dreißigjährigen Krieges auszuhalten. Das Dorf war zerstört, die Bevölkerung flüchtete in die zahlreichen Felsklüfte. Es dauerte Jahrzehnte, bis sich das Dorf von den Zerstörungen erholte. Auch in den folgenden Jahrhunderten kamen Leid und Not noch häufig zu seinen Bewohnern. Überschwemmungen, Hungersnöte, Krankheiten usw. meldet die Ortschronik nur allzu häufig. Die Großbartloffer überstanden jedoch alle Widerwärtigkeiten mit der dem Eichsfelder innewohnenden Zähigkeit. Heute ist nun allgemeiner Wohlstand eingezogen, der sich in schmucken Häusern und prächtigen Dorfanlagen ausdrückt.

Herrliche Umgebung

Seine Beliebtheit bei Einheimischen und Fremden hat sich Großbartloff durch seine herrliche Umgebung erworben. Man braucht nicht lange zu laufen, um unter hohen Bäumen stundenlange Spaziergänge zu unternehmen. Der herrliche Westerwald mit seinen Laub- und Nadelholzbeständen bietet dem stillen Wanderer zu allen Jahreszeiten immer neue Schönheiten. Ein Spaziergang im schönen Wiesengrunde der Lutter birgt für den Naturfreund allerlei Überraschungen. Der Aufenthalt in den noch jungen, aber reizvollen Parkanlagen des Ortes ist für Mußestunden geradezu ideal. Ein imposantes Schauspiel bildet der Wasserfall, dessen Rauschen Tag und Nacht auch dem müdesten Großstädter seine verlorene Ausgeglichenheit wiederbringt.

Unter den weiteren Ausflugszielen seien besonders Kloster Zella und die Klostermühle im Tale der Lutter erwähnt. Kloster Zella, das in der Geschichte des Südeichsfeldes eine große Rolle spielte, ist heute noch so gut erhalten, dass es einigen Familien Unterkunft gewährt. Ein Spaziergang dorthin führt zu einer wirklich märchenhaften Stelle. Eine besondere Anziehungskraft übt die im Jahre 1227 erbaute Klostermühle aus, die im Jahre 1926 bis auf die Grundmauern niederbrannte und dann als ideales Gast- und Pensionshaus neu erstand. Die heute noch erhaltenen historischen Grundmauern lenken die Aufmerksamkeit der Besucher dieses schönen Talgrundes auf sich.

Jedem, der einmal ausspannen will, sei also ein Besuch Großbartloffs mit seiner wunderschönen Umgebung warm empfohlen.

Autor: unbekannt
(Quelle: Eichsfelder Heimatbote, Ausgabe vom 27.01.1940)