Die Eibe auf der Schranne

Sie gehört zu den ältesten Eiben unserer Heimat und steht auf historisch sehr interessanter Stelle. In der Wanfrieder Chronik von Strauß lesen wir: „Wanfried lag auf der Grenze des thüringischen Gaues Germaramark und des thüringischen Westergaues. Gericht und Malstätte befanden sich im Bilstale unterhalb der Burg Stein bei Lengenfeld unterm Stein. Es waren jährlich vier Gerichtstage.“

Warum heißt das Tal „Bilstal“?

Grimm, Wörterbuch, 2, S. 26: pil, bill: „wie freier ältesten weisheit will. so übe du gesetz und bill.“ 237.

„Den Engländern ist Bill für das eingebrachte und angenommene, Gesetz ganz geläufig geblieben. Unbill hat die Bedeutung von Unrecht.

billig: Im 17. Jh. tauchte diese falsche Schreibung auf und setzte sich im 18. Jh .durch. Das Wort setzt sich aus bil – lich zusammen und nicht bill – ig. Bedeutungen: 1. Die ursprüngliche zeigt sich, wenn wir es mit Recht darbieten, von welchem es sich gleichwohl unterscheidet wie aequitas von jus. Redensart: das ist recht und billig. Was dem Einen recht ist, ist dem Andern billig.

Der Bilstein im Meißner war der Sitz der Grafen von Bilstein, die die Herren der Germaramark waren.

Was bedeutet „Schranne“?

Grimm, Rechtsaltertümer, 2. Band, 435: „Ebenso geht durch das ganze Mittelalter hindurch diese „Schranne“ in Bayern, Schwaben, Franken für „Gerichtsbezirk“, plural die Schrannen (Bänke) für den Ort des Gerichts.

Auch in Sachsen und Niederdeutschland war der Ausdruck nicht unbekannt.

Schranne, Grimm, Wörterbuch 9, 1642:

4. Bank für Richter und Rechtsprecher. Schranne = daher für die Örtlichkeit des Gerichts und Gericht selbst. „Der dreien Sibyllen Bildnis haben die Römer an ihre Schrannen öffentlich gesetzet.“ So sah ich es 1943 in Wien in der Triester Straße, wo am alten Richtplatz eine Säule mit drei Frauen steht, die der Wiener „Die Spinnerinnen am Kreuz“ nennt.

Wie alt ist die Eibe auf der Schranne?

Diese Frage ist ebenso berechtigt wie interessant. Allgemein ist bekannt, dass die Eibe sehr feinwüchsig ist. Während die Jahresringbreite einer Fichte durchschnittlich 1 cm beträgt, erreicht die Eibe nur 0,75 mm, ja nach Professor Conwentz nur 0,59 mm und nach Roese nur 0,25 mm.

Ein Stammstück im Mühlhäuser Heimatmuseum zeigt eine durchschnittliche Jahresringbreite von 0,97 mm. Für die Eibe auf der Schranne wird ein Alter von 875 Jahren angenommen. Beide Standorte sind Muschelkalkhänge mit annähernd gleichen Lebensbedingungen. Johnson gibt für englische Eiben Jahresringbreiten von 2 rum an bei Humusböden, Seeklima und milden Wintern. Während die stärkste deutsche Eibe in Katholisch-Hennersdorf 1931 einen Umfang von 5,40 m in 1 m Höhe aufwies, wurde bei der stärksten englischen Eibe von Braburne einst ein Umfang von 18 m festgestellt.

Karl Eichenberg
(Quelle: „Mühlhäuser Warte“, Ausgabe 1962/08, S. 130-131)