Die Eichsfelder und Fulda

Durch das neue Konkordat, das die Kirche mit dem preußischen Staate geschlossen hat, ist auch bestimmt worden, dass das Eichsfeld zur Diözese Fulda kommt. Diese Nachricht ist dem Eichsfelde zunächst überraschend gekommen. Auch der Eichsfelder hängt an seinen alten Traditionen und das mit Recht. Er würde auch kein guter Katholik sein, wenn ihn nicht die langen Jahre der Zugehörigkeit zur Paderborner Diözese mit dieser eng verbunden hätten. Sein Herz schlug immer mit warmer Begeisterung für die schöne Paderstadt mit dem Grabe des Diözesanpatrons, des hl. Bischofs Liborius, und feierte gern, heute wohl zum letzten Male, sein Fest als das des Schutzpatrons. Auch der große Eichsfelder Bekennerbischof, Dr. Konrad Martin, ein Geismarer Kind, hatte den Bischofssitz des hl. Liborius inne. Dort liegt er begraben. Durch ihn ist das Eichsfeld besonders der Paderstadt zugetan. Seine Priester haben daselbst ihre Ausbildung erhalten. Auch sie hängen naturgemäß mit großer Liebe an Paderborn. Die Umstellung wird also niemandem ganz leicht werden.

Aber ist denn die Zuteilung an Fulda nicht doch auch ein Glück und ein Segen gerade für die Eichsfelder? Sie verbindet doch mit Fulda die erhabenste, wahrhaft große Person des hl. Bonifatius! Als unsere Vorfahren noch Heiden waren und auf dem Hülfensberge bei Geismar eine Donareiche verehrten, da kam von Hessen dieser große Glaubensbote, uns unvergesslich für alle Zeiten, um uns das Licht des Glaubens, das Evangelium, das Christentum zu bringen. Ihm verdanken wir alles. Er scheute nicht Mühe und Gefahr, in unserem Lande die heidnischen Opferaltäre zu zerstören. Auch auf dem Hülfensberge bei Geismar im Eichsfeld hat er geweilt und gepredigt.

„Wo einst der Heiden Opferstejn
Und Donars Eiche standen,
Vom Heidentum uns zu befrein
Sich Glaubensboten fanden
St. Bonifatius Christi Lehr'
Gepredigt unsern Ahnen
Ragt nun ein Gotteshaus so hehr
Und grüßen Kreuz und Fahnen!“

Im hohen Dome zu Fulda liegt der hl. Märtyrer und Bischof begraben. Gibt es also ein innigeres Bindeglied als dieses zwischen Fulda und dem Eichsfelde? Da kann uns die neue Umstellung unmöglich schwer werden. Fulda und das Eichsfeld gehören demnach seit dieser Zeit schon zusammen. Wir dürfen es darum begrüßen, dass die Kirche diese Zugehörigkeit berücksichtigt und auf eine neue Grundlage gestellt hat. Wir begrüßen unsere neue, schöne und ehrwürdige Bischofsstadt und ihren Oberhirten, unseren neuen Bischof herzlichst! Möge der Eichsfelder, wie er treu zu Paderborn gestanden hat, auch ebenso der Diözese Fulda die katholische Treue halten! Möge ein festes, inniges Band den hochwürdigsten Herrn Bischof und seine bisherigen Diözesanen mit dem Eichsfelde verbinden! Wir zweifeln nicht, dass auch das Eichsfeld sich bald an die neuen Verhältnisse gewöhne, und sich in der Diözese des hl., von ihm stets hochverehrten Bonifatius bald heimisch fühlen wird.

Johannes Feldmann
(Quelle: „Bonifatiusbote: Kirchenzeitung für das Bistum Fulda“, Ausgabe vom 29. September 1929)