Verstärkte Sicherung der Zonengrenze im südlichen Eichsfeld ab dem 1. Dezember 1946 – Erläuterungen – (1994)

A. Standorte der sowjetischen Grenztruppen

I. Stab der sowjetischen Grenztruppen in Geismar

II. Verwaltungsgebäude – Holzbaracken – einschließlich Kaserne in einer getarnten Mulde am Südwesthang des Rollsberges, 400 m südostwärts von Geismar, mit einem großen Triumphbogen – im Volksmund genannt: „Klein Moskau“.

III. Sowjetische Grenztruppen in Döringsdorf

IV. Sowjetische Grenztruppen auf der Heide

V. Sowjetische Grenztruppen in Hildebrandshausen

VI. Sonderstab der sowjetischen Grenztruppen in der „Villa Fischer“, nördlich von Katharinenberg

B. Sicherung der Zonengrenze durch Schlagbäume

1. Schlagbaum südlich von Döringsdorf – Straße nach Wanfried

2. Schlagbaum an der Straße von der Lutterbrücke nach Döringsdorf, 250 m südlich der Eisenbahnüberführung

3. Schlagbaum 150 m südlich vom Keudelstein am Feldweg durch die Renellen nach Wanfried

4. Schlagbaum am „Schlagwäldchen“

5. Schlagbaum im Fackental am Rande des Waldes.

6. Schlagbaum am Feldweg südlich von Hildebrandshausen nach der Plesse

7. Schlagbaum westlich von Katharinenberg an der Bundesstraße 249 nach Wanfried

8. Schlagbaum am Ende der Straße Faulungen – Katharinenberg

9. Schlagbaum südlich von Katharinenberg

C. Standorte der „blauen“ Grenzpolizei

a) Lengenfeld unterm Stein – Der Stab dieser neuen Grenztruppe hatte sich im „Hotel zum Bahnhof“ (Besitzer Wilhelm Rautz) eingerichtet,

b) Hildebrandshausen.

c) Faulungen

Am 30. November 1946 wurde mit der Umstrukturierung der sowjetischen Grenztruppen die Bewachung der Zonengrenze weiterhin verstärkt. Die Kommandantur in Lengenfeld unterm Stein, die das Doppelhaus Schröder – Krebs am 6. Juli 1945 beschlagnahmt hatte, gab dieses Gebäude zurück und wurde nach Hildebrandshausen in den Kindergarten verlegt. Der Stab dieser Grenzeinheit lag in einer Baracke am Sportplatz in Geismar.

Als Nebenunterkunft war 400 m südostwärts von Geismar in einer getarnten Mulde am Fuße des Rollsberges ein Barackentrakt (II) errichtet worden. Von dort wurden alle Grenzeinheiten in Döringsdorf (III), auf der „Heide“ (IV) und in Hildebrandshausen (V) befehligt.

Ein Sonderstab war zu diesem Zeitpunkt in der „Villa Fischer“ bei Katharinenberg (VI) stationiert. Von dort aus wurde der Grenzabschnitt Katharinenberg – Wendehausen – Kleintöpfer und Treffurt kontrolliert.

Als Verstärkung der sowjetischen Grenztruppen traf am 1. Dezember 1946 ein Kommando der in der sowjetischen Besatzungszone neu gebildeten „blauen“ Grenzpolizei in Lengenfeld unterm Stein ein, die das „Hotel zum Bahnhof“ (Besitzer Wilhelm Rautz) als Stabsgebäude einrichteten. Die Angehörigen dieser neuen Grenzeinheit wurden vorläufig in Privatquartieren untergebracht.

Um freundschaftliche Bindungen der Angehörigen der „blauen“ Grenzpolizei auszuschalten und eine straffe Befehlsgewalt zu erreichen, wurde das Haus der Katharina Stude in der Bahnhofstraße beschlagnahmt und darin am 1. Juli 1943 das Grenzkommando in einer Stärke von 20 Mann untergebracht. Der Stab dieser Grenzeinheit verblieb weiterhin im „Hotel zum Bahnhof“ stationiert.

Als Ersatz für den Verlust des Wohnhauses wurde der Frau Stude in dem Haus der Minna Weidemann (heute Oswald Weidemann) eine Wohnung von zwei Zimmern zugewiesen. Für den Verlust seiner Gaststatte „Hotel zum Bahnhof“ übernahm Herr Wilhelm Rautz die Gemeindegaststätte „Deutsches Haus“ im Mitteldorf (heute Friseur Buchwald) als Ausgleich.

Am 30. August 1949 wurde das Grenzkommando Lengenfeld aufgelöst, und diese Einheit nach Hildebrandshausen verlegt. Von dort aus wurde im Verein mit den russischen Grenztruppen der Zonengrenzbereich Katharinenberg – Plessewald – Fackental – Keudelskuppe – Weg zur Renellen – Döringsdorf – Bebendorf und Hülfensberg überwacht. Das Einsatzkommando gab der russische Grenzstab in Geismar. Damit war eine stärkere Überwachung der Zonengrenze garantiert. Sämtliche Personen, die sich noch im Vorfeld der Demarkationslinie bewegten, wurden festgenommen, nach Geismar abgeführt und oft nach tagelanger Inhaftierung mit laufenden Verhören erst wieder entlassen.

Die Bittprozession, jährlich am Mittwoch, dem dritten Tag in der Bittwoche, gehalten, die von jeher über den Rösebach, dem Schlag hinauf, am Keudelstein vorbei zum Hülfensberg führte, aber am Schlagbaum (4) vor Keudelstein kontrolliert wurde, konnte bis zum Jahre 1952 – Inkrafttreten der neuen Grenzordnung mit Sperrzone – auf diesem Wege noch gehen.

Walther Fuchs, 1994
(Lengenfelder Ortschronist)