Pfarrer Nikolaus Görich zum Gedenken (1954)

Es ist zwar keine Seltenheit mehr, wenn sich unter dem Eichsfelder Kle­rus immer wieder Geistliche fanden und finden, die sich der Heimatkunde wid­men. Doch ragen unter ihnen wenige hervor, deren ganze Kraft dem Eichsfelde gehörte. Einer dieser hervorragen­den geistlichen Heimatschriftsteller war Pfarrer Nikolaus Görich.

In der Südostecke des Eichsfeldes, im Dörfchen Bickenriede an der Luhne, war sein Hauptbetätigungsfeld. In Dingelstädt erblickte er am 31. Dezember 1881 das Licht der Welt. Der begabte Knabe wählte den Priesterberuf und empfing die hl. Priesterweihe im Jahre 1905. Seine Wirkungsstätten waren zunächst Wachstedt und Großbartloff, wo er sich ganz der geliebten Heimat verschrieb. Keine Mühen und Kosten scheute er, um die wichtigsten deutschen Archive zu besuchen und sich hier die nötigen Grundlagen für eine recht gewissenhafte Erforschung der Heimat zu verschaffen. Bereits 1923 schenkte er den beiden Dörfern Großbartloff und Wilbich gedruckte Ortschroniken. Es erging ihm dabei so wie vielen Schrift­stellern: Die Allgemeinheit lohnte seine Mühen mit Geringschätzigkeit und Unver­ständnis. Bitter beklagte sich der so rast­los tätige Heimatforscher einmal darüber, dass er bei der Herausgabe seiner Chroni­ken buchstäblich auf der Auflage sitzen ge­blieben sei. Das hinderte Pfarrer Görich aber nicht, trotzdem mit allem Eifer seine heimatkundlichen Studien weiter zu betreiben.

Als er 1929 nach Bickenriede versetzt wurde, ging er sofort an die Erforschung der Ortsgeschichte des Luhnedorfes heran. Eng mit der Geschichte Bickenriedes ver­bunden war ja auch die Vergangenheit des in der Nähe liegenden ehemaligen Zisterzienserinnenklosters Anrode. Eine wert­volle Bereicherung der Eichsfelder Heimatliteratur stellt die „Geschichte von Anrode“ dar, die bereits 1932 druckfertig war. Mit der „Chronik von Bickenriede“, im Jahre 1934 herausgegeben, schloss er die statt­liche Anzahl seiner Ortschroniken ab. Nebenher lieferte er noch bemerkenswerte Beiträge für die Monatsschrift des Vereins für eichsfeldische Heimatkunde.

Pfarrer Görich war ein Seelsorger nach dem Herzen Gottes. Wer ihn gekannt hat, weiß von ihm, dass ihm das Erdenleid und die Seelennot seiner Pfarrkinder und aller bei ihm hilfesuchenden Menschen in ge­radezu erschütternder Weise naheging. Oftmals sahen ihn seine Pfarrkinder herz­lich weinen. Er hatte ein mitfühlendes und warmes Herz.

Durch seine emsige, fruchtbare Arbeit auf dem Gebiet der Heimatkunde hat er sich ein bleibendes Denkmal errichtet. Die von Görich verfassten Chroniken sind in jeder Hinsicht als vorbildlich zu bezeich­nen. Was sie besonders auszeichnet, sind die Kapitel über Dorfbräuche, kirchliche und weltliche, und weiter über Dorfsagen, und Dorfgerechtsame. So etwas sollte über­all und von allen gelesen werden.

Nach einem langjährigen Herz- und Nie­renleiden setzte der Tod dem Priester- und Forscherleben Nikolaus Görichs am 5. De­zember 1934 sein Ziel. Er hat vielen Men­schen aus der Fülle seines priesterlichen, heimatliebenden Herzens Freude und Be­reicherung gegeben.  

Vinzenz Hoppe
(Quelle: „Eichsfelder Heimatborn, Ausgabe vom 03.12.1954)