Aus der Dreschflegelzelt

Die Arbeit in der Landwirtschaft war früher sehr anstrengend, und sie ruhte auch im Winter nicht. Wenn strenger Frost einsetzte, begann auf allen Bauernhöfen der Drusch des Getreides. Im Herbst wurde nur so viel gedroschen, wie man zur Aussaat des Wintergetreides und als Brotgetreide zum Vermahlen brauchte.

Das Tagwerk der Lohndrescher fing bereits um 3 Uhr früh an. Mit den Breitenbächer Füßlingen trat man in die schweren Holzpantoffeln. Auf der Tenne, die durch eine Laterne schwach erhellt war, lagen die Garben reihenweise und wurden mit Flegeln ausgedroschen. Man schlug im Takt zu dritt oder viert auf die Ährenbündel. In der ersten Morgendämmerung wurden die Drescher zum Kaffeetrinken in die warme Stube gerufen. Der Kaffee, aus selbstgebranntem Malz und gerösteten Möhren, wurde mit Zichorie dunkel gefärbt. Dazu gab es Schwarzbrot mit Zwetschgenmus oder Süßekuchen.

Die Drescher im Akkordlohn blieben bis zum Frühstück und hatten dann etwa eine Mark verdient. Zum Frühstück gab es Quark mit Salz, Kümmel und Zwiebeln oder von der Bäuerin zubereiteten Kochkäse.

War die Ernte gut, so klapperten die Dreschflegel bis Lichtmess (2. Februar). Hörte das Dreschen schon nach Neujahr auf, konnte man sich auf eine schlechte Zeit gefasst machen.

Richard Linke
(Quelle: „Eichsfelder Heimatstimmen“, September-Ausgabe 1979)