Der Name des Hülfensberges

Aus den annähernd 60 urkundlichen Belegen, welche von diesem Namen gesammelt wurden, seien nur die wichtigsten herausgegriffen, damit sich der Leser von der lautlichen Entwicklung des Namens im Laufe der Jahrhunderte einigermaßen ein Bild machen kann. 1352 „mine Herren Sente Hulfen und siner Kercken zu Stoltenberg“ (Wolf, Kirchengeschichte Urk. 26), 1357 „Stuffenborg“ (ebenda 33), „Stauffenberg“ (ebenda 31), „Kapelle S. Salvotoris in Staufenberg“ (Vigener I, 2. Abt. Nr. 907), 1362 „mons sancti Salvatoris“ (ebenda I, 2. Abt. Nr. 1521), 1363 „capella in Stoufenberg“ (Wolf, Pol. Gesch, des Eichsf. Urk. I 74), 1364 „zu sente gehulffin (Vigener 1 Nr. 1803), 1367 „Steuffenberg“ (ebenda Nr. 2299), „Steuffenberg“ (Wolf, Krit, Abhandl. über den Hülfensberg 79), 1370 – 1473 „to sunte Hulpe“ (Unser Eichsfeld 1930, S. 102), 1381 „undir Sente Gehulffin Berge“ (Wolf, Pol. Gesch, des Eichsf. Urk. II 40), 1397 „ecelesia montis salvatoris qui vulgariter dicitur sente gehülffenberg“ = die Kirche des Berges des Erlösers, der gewöhnlich Hülfensberg heißt (Kopiar Anrode, fol. 261; Unser Eichsfeld 1939, S. 85), 1429 „auff S. Hülffensberge“ (Wolf, Krit. Abhandh 81), „auff Sanct Gehülffensberge“ (ebenda), 1518 „S. Hulpesberg“ (Wolpers, Unser Eichsfeld 1926, S. 197), 1566 „Mons Salvatoris“ (Sub-sid. Register, Unser Eichsfeld 1927, S. 175), 1588 „Ghehulfensberg“ (Karte v. Gerard Mercator), 1589 „auf dem Hülfensberge“ (Wolf, Kirchengesch. Urk. 108), 1598 „montem Adiutorii seu Salvatoris nuncupatam“ = den Berg des Helfers, oder des Erlösers genannt (Waldmann, der Hülfensberg, S. 11), 1603 „auff dem Stuvenberg ( so jetzt Sanct Gehülffenberg heißt), Waldmann, ebenda S. 7; „auff den Stuffenberg (Mons Stuffonis genandt)“, Waldmann ebenda S. 8, 1604 „ab eo (Stuffo) mens ipse Stuffenberg seu Stuffonius = von ihm (dem Stuffo) ist der Berg selbst Stuffenberg oder Berg des Stuffo benannt (Waldmann ebenda S. 9), 1609 „S. Hilffensbergk“ (Gerichtsbuch d. Bischofsteins, Bl. 118), 1610 „St. Hülffenberg“ (Reutersches Salbuch S. 384), 1664 „vorm gehülffensberge" (Lagerbuch d. Bischofsteins Bl. 408). – Die Mundartform lautet „Hlfnsbark“.

Beide Namen des Berges „Staufenberg“ und „Hülfensberg“ sind bereits im ältesten Beleg von 1352 enthalten. Der ältere ist „Staufenberg“ nach der Form des Berges (vgl. Arnold 15). Mittelhochdeutsch „stouf“ germ. „staupa“ = Becher ohne Fuß, kegelartige Bodenerhebung, hochragender Felsen; Förstemann II 2, 882, Lexer, Mittelhochdeutsches Wörterbuch 212; Schnetz, Flurnamenkunde 31; Bach, Namenkunde I § 289). So deuteten ihn schon Waldmann (Der Hülfensberg bei Geismar, S. 33/4), der auch zahlreiche urkundliche Belege aus alter Zeit bringt, K. Löffler (Heimatland VI 172, PL Schweikert (Unser Eichsfeld VII 47) u. a. Es gibt viele Berge dieses Namens, der berühmteste ist der „Hohenstaufen“, nach dem sich das glanzvollste deutsche Kaisergeschlecht des Mittelalters benannte. Werfen wir einen Blick auf die einzelnen urkundlichen Belege. Die reine mittelhochdeutsche Form „Stoufenberg“ begegnet 1363. „Stoffenberg“ (1352) ist bereits mundartlich gefärbt (ou ist zu o geworden; vgl. dazu „Paul, Mittelhochdeutsche Grammatik“ § 100, Anm. 3). „Stuffenberg“, das häufig wiederkehrt, ist ebenfalls mundartlich (o wird zu u; Paul Mhd; Gramm. § 98,3). Vielleicht spielt hier auch die Volksetymologie eine Rolle: besonders der obere Teil des Berges steigt stufenförmig an, „Steuffenberg“ (1367) ist ebenfalls mundartlich für „Stoufenberg“ (vgl. mundartlich „koifn“ = so gesprochen, für „kaufen“, das jedoch nicht auf mittelhochdeutsch „koufen“, sondern auf „köufen“ zurückgeht, wie es z. B. im Schlesischen weit verbreitet war; Prof. Dr. E. Schwarz, Univ. Erlangen, briefl.). Seit dem 17. Jahrhundert verschwindet der alte Name des Berges und an seiner Stelle wird „Hülfensberg“ herrschend. Dieser Name leitet sich, wie der älteste Beleg deutlich macht, von dem „Herren Sente Hülfen“ her, welchem die „Kercken zu Stoffenberg“ geweiht war; 1362 finden wir die lateinische Bezeichnung in den Urkunden „mons sancti Salvatoris“ = Berg des heiligen Erlösers, des Helfers (in der Not.) Er ist, wie gesagt, der Patron der Kirche auf dem Hülfensberge (Wolf, Kirchengeschichte, S. 133). 1364 begegnet wiederum die deutsche Übersetzung „zu sente gehulffin“. 1397 stehen beide Namen, der lateinische und der deutsche, nebeneinander (vgl. den Beleg); 1370 bis 1478 tritt uns die niederdeutsche Form „to sunte Hulpe“ mit unverschobenem p entgegen und 1518 „S. Hulpesberg“; (Bekanntlich kamen viele Pilger aus den Hansestädten (Lübeck und Bremen) zum Hülfensberg, der sich als Wallfahrtsstätte eines großen Zuspruchs erfreute). Irrig ist die Auffassung, den Namen des Berges von „Stuffo“ herzuleiten, wie der Beleg von 1604 dartut. Auffallend ist die immer wiederkehrende Schreibung mit u (Sente Hulfen, gehulffin, Hulpe, Gehulffin Berg, Hulpesberg etc.), während solche mit ü (gehülffenberg) besonders in alter Zeit selten sind. Formen mit i kommen nur zweimal vor (1609). Da das umgelautete u/ü in der Schrift verhältnismäßig spät bezeichnet wurde, haben wir für u: ü zu lesen in den Formen, die mit u geschrieben sind. Die heutige Schreibung „Hülfensberg“ geht auf mittelhochdeutsch „hülfe“ zurück.


Dr. E. M.
(Quelle: „Eichsfelder Heimatborn“, Ausgabe vom 11.06.1955)