War die heilige Elisabeth auf Schloss Steyn?

Durch Beiträge in den Nummern vom 9. März und 13. April des „Heimatborn“ ist die Frage von neuem aufgeworfen worden, ob die hl. Elisabeth auf dem Bischofstein, also auf dem Eichsfelde gewesen ist. Wir sehen nicht ein, warum sie bei der Nähe der Wartburg nicht auf dem Steyn bei Lengenfeld geweilt haben sollte und nicht auf dem Hülfensberge gebetet haben könnte.

Aber wir müssen auch zugeben, dass selbst unser Historiker Wolf nur Andeutungen in dieser Richtung zu machen vermochte und das vorhandene Urkundenmaterial zur Beweisführung nicht ausreicht. Freilich spricht viel dafür, zumal nicht bestritten wird, dass die heilige Frau, die ja schon als vierjähriges Kind auf die Wartburg gebracht worden ist, oft auf der Creuzburg an der Werra gelebt hat.

Man sollte auch nicht darüber zu streiten versuchen, dass die Burg Steyn, die Elisabeth bei ihrer Vermählung vom Landgrafen als Morgengabe erhalten hat, eine andere Burg dieses Namens im Thüringer Gau – in Richtung Meiningen – gewesen sein könne. Von Wintzingeroda-Knorr sagt in den Wüstungen auf Seite 114: „Das Schloß Stein gehörte sicher zu dem Nachlaß des Landgrafen Hermann von Thüringen, um welchen sich seine Tochter Jutta bzw. deren Gatte, Markgraf Heinrich der Erlauchte von Meißen, neben dem Grafen von Henneberg einerseits, und der Herzogin Sophie von Brabant, der Tochter der hl. Elisabeth anderseits stritten.“

In einer von geschätzter Seite erhaltenen Zuschrift heißt es, von der Creuzburg bis nach Lengenfeld könne man in vier Stunden reiten. Bis fast zum Hülfensberg hätte man auf der früher schiffbaren Werra im Boot kommen können.

Im „Heimatborn“ Nr. 1 von 1928 hat Norbert Lorentz dieses Thema in einer ansprechenden Form behandelt. Er weist schon in einem der ersten Sätze darauf hin, dass die jetzigen Gebäude ja nicht mehr dieselben sind, die die hl. Elisabeth ihr Eigen nennen konnte. Das alte Schloss stand etwa ½ Kilometer nordwestlich davon und ist zerstört worden. Das neue Amtshaus, der Bischofstein, ist erst im 18. Jahrhundert gebaut worden.

Nach Lorentz ist es selbstverständlich, dass die Heilige schon als Kind von der Wartburg aus nicht bloß die Creuzburg, sondern auch die Burg Steyn, den Besitz ihres künftigen Schwiegervaters, besucht hat. „Und es mag Schloß Steyn der Königstochter ganz besonders gefallen haben; denn wie hätte Ludwig an seinem Hochzeitstage seiner Elisabeth das Schloß schenken können, wenn er nicht gewußt hätte, daß er ihr damit eine besondere Hochzeitsfreude machen werde. Unzweifelhaft hat Elisabeth aber Schloß Steyn gekannt.“ Lorentz geht noch weiter und meint, die heilige Frau habe rauschende Feste gemieden und die Stille gesucht. Es sei doch nicht ausgeschlossen, dass sie vom Steyn aus den immer vor ihr liegenden Hülfensberg besucht habe, der damals schon Wallfahrtsort gewesen sei. Aus der Gründungsgeschichte des Karthäuserklosters in Erfurt (1371) sei bekannt, dass die Gründung hauptsächlich aus den Spenden der Wallfahrer des Hülfensberges bewerkstelligt worden sei.

„Nach dem Tode Ludwig IV. ward Hermann, der Sohn dieses und der hl. Elisabeth, Erbe des Schlosses Stein (Bischofstein). Kaum zwanzigjährig starb er, und nun entstand Streit um die Besitzung auf dem Eichsfelde […] (s. o.)“ Der Streit endete damit, dass eine Enkelin Elisabeths, Gemahlin des Herzogs Albrecht von Braunschweig, Besitzerin wurde. Später hat der Kurfürst von Mainz den Bischofstein erworben und zum Amtssitz seines Vogts gemacht. Ein solcher war bekanntlich auch Urban Gläsener, der das Heiligenstädter Waisenhaus gestiftet hat und vor dem Vierzehnheiligenaltar in der St. Aegidienkirche ruht.

Autor: unbekannt
(Quelle: „Eichsfelder Heimatborn“ vom 11. Mai 1957)